Den politischen Liberalismus in seiner ganzen Bandbreite zu fassen, ist wohl ein äußerst schwieriges Unterfangen. Das gibt Zbigniew Drozdowicz in der Einleitung seines Buches selbst zu und versucht es dann dennoch auf knapp 170 Seiten. Er schränkt den Liberalismus dazu zunächst auf den europäischen Raum ein und stellt das Buch „The History of European Liberalism“ (1959) von Guido de Ruggiero vor, das seinem Vorhaben am Nächsten kommt. Tatsächlich ist es so, dass er große Teile des Aufbaus von Ruggieros Buch übernimmt und lediglich zwei knappe Ausführungen über liberale Ideen in Polen, seinem Heimatland, zur Gliederung hinzufügt. Die übrigen Strömungen, die Drozdowicz untersucht, sind die des englischen, des französischen, des deutschen – wobei man hier viel eher vom „deutschsprachigen“ sprechen sollte – und des italienischen Liberalismus. Er tut dies, wie im Titel des Buches angedeutet, über die Verknüpfung von historischen sowie politischen Entwicklungen mit den jeweiligen Autoren der entsprechenden Zeit, die als liberal zu bezeichnen sind. In einem zweiten Teil setzt er sich dann mit allgemeineren Kernbegriffen der politischen Strömung und ihren Spannungsverhältnissen zu anderen Ideologien auseinander, so zum Beispiel zwischen Liberalismus und Demokratie. Drozdowicz sieht sein Buch damit als holistische Analyse des Liberalismus in Europa, die Differenzen nicht problematisiert, sondern die Teile als komplementär zueinander betrachtet. Das Buch ist der 13. Band der Serie „Development in Humanities“, die den Anspruch erhebt, neue Entwicklungen in den Wissenschaften darzustellen und Diskussionen anzuregen. Wie sehr die erste Forderung in diesem Buch erfüllt wird, muss man insofern infrage stellen, als Aufbau und Inhalt stark an das schon wesentlich früher erschienene Buch von Ruggiero erinnern. Man kann das Buch jedoch als eine erste Einführung in die Thematik gelten lassen, da es in sehr kompakter Art und Weise die wichtigsten Autoren, Begriffe und Ereignisse des europäischen Liberalismus darstellt. Da viele Aspekte aber nur in aller Kürze erörtert werden, empfiehlt es sich nicht für weiterführende Studien.