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Sebastian Fischer

Rechtsextremismus – Was denken Schüler darüber? Untersuchung von Schülervorstellungen als Grundlage einer nachhaltigen Bildung

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2013 (Wissenschaft); 318 S.; 36,80 €; ISBN 978-3-89974931-1
Anders als in vielen Untersuchungen zum Thema Jugend und Rechtsextremismus fragt Sebastian Fischer nicht nach dem Ausmaß rechtsextremer Einstellungen unter Jugendlichen, sondern ihn interessiert, was Jugendliche über den Rechtsextremismus denken, wie sie ihn verstehen, erklären und bewerten. Diese Vorstellungen stellen die „subjektiven Lernvoraussetzungen von Schülern“ (31) dar. An diesen müsse die politische Bildung ansetzen, wenn sie einen effektiven Beitrag zur (präventiven) Bekämpfung des Rechtsextremismus leisten will, denn – so lautet eine wichtige Annahme des Autors – die Vorstellungen über ein Thema bestimmen auch den Umgang mit diesem. Im Mittelpunkt der Studie steht – basierend auf lern‑ und wissenstheoretischen sowie sozialpsychologischen Ansätzen – eine empirische Erhebung unter Schüler_innen der 9. Jahrgangsstufe an Oldenburger Gymnasien. In einem ersten Schritt wurden die grundlegenden Denkweisen über den Rechtsextremismus mittels thematischer Zeichnung und Fragebogen erhoben; im zweiten Schritt wurden ausgewählte Schüler_innen in problemzentrierten Interviews nach dem Einfluss ihrer Denkweise auf den Umgang mit Rechtsextremismus befragt. Danach verbindet die Mehrheit der befragten 83 Schüler_innen den Rechtsextremismus mit den Merkmalen Gewalt, Ausländerfeindlichkeit und Nationalsozialismus und nimmt ihn als ein „Problem am Rande der Gesellschaft“ (119) und allgemein als ein „Resultat von Armut und/oder Dummheit“ (120) wahr. Auffällig ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten Schwierigkeiten hat, den Rechtsextremismus vom Nationalsozialismus zu unterscheiden, was zur Folge hat, dass sie „die politische Agenda des gegenwärtigen Rechtsextremismus nicht angemessen erfassen“ (206) können. Eine solch eingeschränkte Wahrnehmung erschwere eine realistische Einschätzung der von der extremen Rechte ausgehenden Gefahren. Während die große Mehrheit der Schüler_innen dem Rechtsextremismus ablehnend gegenübersteht, bringt eine kleinere Gruppe ihre „Sympathie für rechtsextreme Positionen offen zum Ausdruck“ und nimmt „maßgeblich Einfluss auf die Vorstellungen ihrer Mitschüler“ (208). Fischer setzt sich abschließend mit den Konsequenzen aus den empirischen Befunden für die Konzeption einer nachhaltigen politischen Bildung auseinander und erörtert unter anderem Ansätze der historisch‑politischen Bildung, des sozialen Lernens und der antirassistischen Bildung.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.37 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Sebastian Fischer: Rechtsextremismus – Was denken Schüler darüber? Schwalbach/Ts.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36818-rechtsextremismus--was-denken-schueler-darueber_44837, veröffentlicht am 06.03.2014. Buch-Nr.: 44837 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken