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Elif Özmen

Politische Philosophie zur Einführung

Hamburg: Junius 2013; 160 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-88506-069-7
Elif Özmen stellt das Politische in den Vordergrund ihrer Einführung und fragt, was dieses ausmacht, und nimmt schließlich das Begründungsproblem als zentrales politisches Moment an. So sei es für die politische Philosophie entscheidend, welche normativen Begründungen (etwa für eine staatliche Ordnung oder für Gerechtigkeit) angeführt werden. Die Professorin für Philosophie an der Universität Regensburg zeigt anhand von „philosophiehistorische[n] Bruchlinien“ (35), dass die Geschichte der politischen Philosophie als begriffliche Konfliktgeschichte zu begreifen ist, in der stets darum gerungen wird, welche normativen Begründungen als legitim und überzeugend gelten können. So ist ab der Neuzeit das Individuum beziehungsweise der Individualismus der Ausgangs‑ und Endpunkt für staatlich‑politische Ordnungen. Dies hat zur Folge, dass begründet werden muss, weshalb das Individuum zugleich Quelle und Ziel der Legitimität ist. Diese ideengeschichtliche Vorgehensweise führt Özmen schließlich bis in die Gegenwart fort und diskutiert dabei unter anderem gerechtigkeits‑, demokratie‑ und menschenrechtstheoretische Ideen. Sie unterscheidet danach in drei eigenständige Paradigmen der politischen Philosophie, indem sie auf John Rawls‘ Liberalismus, Jürgen Habermas‘ deliberative Demokratie und den Fähigkeiten‑Ansatz nach Martha C. Nussbaum eingeht. Offen bleibt weitestgehend, weshalb zum Beispiel Kommunitarismus, Poststrukturalismus oder Feminismus bei Özmen keine Paradigmen sind; es fehlt gewissermaßen ihre normative Begründung der Auswahl. Schließlich diskutiert sie Konfliktfelder wie das der Gemeinschaft und des Einzelnen oder die Figur des Anderen, um Spannungslinien und konträre philosophische Positionen herauszuarbeiten. Anzumerken bleibt, dass Özmen stark auf eine liberal geprägte politische Philosophie fokussiert, womit ihre Ausführungen für ein Einführungswerk etwas zu einseitig geraten. Gleichzeitig kann darin auch eine Stärke liegen, weil sie – ganz ihrem Anfangsargument folgend – normative Begründungen aufzeigt, weshalb einige Kritikpunkte an Rawls oder Habermas zurückzuweisen sind.
Stefan Wallaschek (WAL)
Doktorand, Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS).
Rubrizierung: 5.42 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Stefan Wallaschek, Rezension zu: Elif Özmen: Politische Philosophie zur Einführung Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36814-politische-philosophie-zur-einfuehrung_44049, veröffentlicht am 06.03.2014. Buch-Nr.: 44049 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken