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Andrea Riccardi / Hans Zehetmair (Hrsg.)

Bedrohtes Menschenrecht? Zur internationalen Lage der Religionsfreiheit heute

München: Olzog 2013; 236 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-7892-8217-1
In diesem Sammelband wird das Problem der Religionsunfreiheit menschenrechtlich und theologisch eingeordnet. Die Lage der religiösen Minderheiten wird in verschiedenen Regionen der Welt untersucht. Die Frage ist, wie die Menschenrechte in den jeweiligen Gesellschaften bedroht werden. In der islamischen Welt gibt es keine echte Religionsfreiheit – und immerhin sind über 80 Prozent der Länder dieser Erde nicht demokratisch und mehrheitlich islamisch. Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen gilt daher nicht für die Menschen, die in solchen Staaten leben. Daher heißt es in der Einführung dieses Sammelbandes: „Wo bleibt der Aufschrei des ‚christlichen‘ Westens? Wo bleibt unser Aufschrei?“ (15) Heiner Bielefeldt attestiert, dass religiöse Gewalttaten „religionsinterne wie religionsexterne Ursachen“ (21) haben. Dabei sind Menschenrechtsverletzungen nicht auf bestimmte „Täterreligionen“ (25) einzuschränken. Jede Religion kann Menschen zusammenbringen, aber auch Gesellschaften spalten. Religionsexterne Ursachen fördern und begünstigen die religionsbezogene Gewalt von außen. Staatliche Parteinahme kann in Form einer offiziellen Interpretation der Religion die Angehörigen von Minderheiten als „politische Verräter“(27) stigmatisieren. Bielefeldt empfiehlt den Religionsgemeinschaften, davon Abstand zu nehmen, „interne Dissidenten mit Drohungen zum Schweigen zu bringen und äußere Konkurrenten mit Gewalt zu bekämpfen“ (53). Sie sollten auch nicht staatliche Macht zur Durchsetzung ihres Verständnisses von Religion und Wahrheit einsetzen. Als ein positives Beispiel geht Bielefeldt auf das eindrucksvolle Engagement der Bahai ein, die „nicht nur für ihre in Iran und anderswo verfolgten Anhänger kämpfen, sondern sich konsequent und mit großem Sachverstand für die Verwirklichung der Religions‑ und Weltanschauungsfreiheit in aller Welt einsetzen“ (54). Bielefeldt meint, dass die Medien eine positive Rolle für eine „demokratische Diskurskultur“ (54) spielen könnten. Insgesamt liefert der Sammelband mit grundlegenden sowie länderbezogenen und auf einzelne Akteursgruppen abgestellten Beiträgen ausführliche Informationen über das globale Problem der Religionsunfreiheit.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 4.42 | 2.63 | 2.67 | 2.68 | 2.35 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Andrea Riccardi / Hans Zehetmair (Hrsg.): Bedrohtes Menschenrecht? München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36806-bedrohtes-menschenrecht_45125, veröffentlicht am 27.02.2014. Buch-Nr.: 45125 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken