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Terje Tvedt

Wasser. Eine Reise in die Zukunft. Aus dem Norwegischen von Andreas Brunstermann

Berlin: Ch. Links Verlag 2013; 256 S.; hardc., 19,90 €; ISBN 978-3-86153-732-8
Die Arbeit des norwegischen Hydrologen und Historikers Terje Tvedt ist ein spannender Reisebericht und zugleich eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Einfluss von Wasser auf Gesellschaften. Zentraler Punkt ist der ständige Kampf um die Kontrolle eines letztlich unberechenbaren Elements. Daher steht Tvedt dogmatischen Vorhersagen über die Entwicklung der Wassersituation und den daraus resultierenden Konsequenzen skeptisch gegenüber. Vieles stelle nur eine sehr vereinfachte Sicht auf die Gesellschaft dar und „unterschätzt die Erfindungsgabe und die Anpassungsfähigkeit des Menschen“. Deren Spuren ging er bei seiner Reise durch die Welt nach. Er bereiste über 70 Staaten und sprach mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Politik. Sein Ergebnis: „Insbesondere in unserem Zeitalter der Klima‑Unsicherheit wird immer deutlicher, dass das Wasser die Gesellschaft umso stärker beherrscht, je mehr diese davon abhängt, es kontrollieren zu müssen.“ (227) So nennt er das niederländische System aus Pumpen und Entwässerungskanälen „historisch einzigartig“ (32), warnt aber davor, die Sicherheit vor dem Wasser als zu gegeben anzusehen. Die Wasserbauingenieure werden auch weiterhin das Leben in den Niederlanden maßgeblich mitgestalten müssen. In vielen Gegenden bestimmt allerdings eher der Kampf um – nicht gegen – das Wasser den Alltag der Menschen. Einen kleinen Ausblick auf eine mögliche Zukunft bietet Tvedt zufolge die Beziehung zwischen Südafrika und Lesotho: Lesotho verpflichtete sich in den 1980er‑Jahren, das an sich reiche, aber wasserarme Südafrika mit Trinkwasser zu versorgen, auch um die eigene desolate Wirtschaftslage zu verbessern. Der Forscher prognostiziert: „Wird Wasser erst zu einer internationalen Handelsware, dann ändern sich auch die globalen Machtverhältnisse.“ (80) Wie Konflikte um die Wasserressourcen auch starke innenpolitische Spannungen auslösen können, zeigt etwa Spanien. Dort verstärkt der Streit zwischen den wasserreichen und den wasserarmen Regionen des Landes die aufeinanderprallenden Forderungen nach mehr oder weniger regionaler Autonomie. Diese Beobachtungen bestätigen Tvedts Eingangshypothese: „Unsere Existenz in einem Zeitalter der Wasserunsicherheit wird dazu führen, dass sich die Auseinandersetzung um die Herrschaft über das Wasser zu einer zentralen Frage der Zukunft entwickeln wird.“ (15)
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 4.45 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Terje Tvedt: Wasser. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36789-wasser_44672, veröffentlicht am 27.02.2014. Buch-Nr.: 44672 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken