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Arno Bammé

Von der Repräsentation zur Intervention. Variationen über John Dewey

Marburg: Metropolis-Verlag 2013; 173 S.; 22,80 €; ISBN 978-3-7316-1012-0
Repräsentationswissenschaft oder Intervention, Wahrheitssuche oder Pragmatismus? So kann das Spannungsverhältnis beschrieben werden, mit dem Arno Bammé, Vorstand des Instituts für Technik‑ und Wissenschaftsforschung an der Universität Klagenfurt, in diesem Buch arbeitet. Er setzt sich darin mit dem amerikanischen Denker John Dewey (1859‑1952) auseinander und stellt ihn an den Anfang einer neuen Auffassung des Verhältnisses von Metaphysik, Logik und Gesellschaft. Diese habe, so Bammé, große Auswirkungen auf die Wissenschaften im 20. Jahrhundert gehabt und werde auch aktuell immer bedeutender, da das technische Zeitalter, in dem die Grenzen zwischen Kultur, Wissenschaft und Natur aufgebrochen werden, nach neuen Grundlagen und Formen des wissenschaftlichen Denkens verlange. Die aristotelische Logik, die in ihren Antworten lediglich zwischen „wahr“ und „falsch“ oder „Sein“ und „Nichtsein“ unterscheidet, dabei aber keinen dritten Weg – den des „Werdens“ – kennt, ist demzufolge nach jahrtausendlanger Wirkung überkommen. Sie setzte eine Idee von klaren und unveränderlichen Objekten voraus, die alleine durch Kontemplation erkannt und beschrieben werden können. Dahingegen beschreibt der Pragmatismus Deweys das genaue Gegenteil: Die Objekte sind heute alle Teil von Prozessen, können verändert und gestaltet werden. Es gibt kein eindeutiges „Sein“ mehr und Wissenschaft wird durch die Technisierung zur Interventionswissenschaft, in der Forscher experimentieren, also handeln, um zu Ergebnissen zu gelangen. Ihre Theorien wenden sie immerzu praktisch an, um sie zu überprüfen. Wissen wird nicht mehr nach Wahrheitsgehalt, sondern Anwendbarkeit bewertet, die Welt wird zum Labor. Bammé setzt sich in der Einleitung das Ziel, das Buch auch für diejenigen verständlich zu gestalten, die nicht mit den Werken von Dewey vertraut sind, was sicherlich gelingt. Seine ideengeschichtliche Annäherung ist äußerst hilfreich, um mit dem Thema vertraut zu werden. Dem Ziel der Verständlichkeit geschuldet sind allerdings auch einige Wiederholungen in seinen Ausführungen, die nicht immer nötig wären.
Vinzent-Vitus Leitgeb (VL)
B.A., Politikwissenschaften, Student im Masterstudiengang des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaften an der LMU München.
Rubrizierung: 5.46 Empfohlene Zitierweise: Vinzent-Vitus Leitgeb, Rezension zu: Arno Bammé: Von der Repräsentation zur Intervention. Marburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36744-von-der-repraesentation-zur-intervention_45198, veröffentlicht am 13.02.2014. Buch-Nr.: 45198 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken