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Andrea Jeska

Simbabwe – Agonie oder Aufbruch?

Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel 2013; 163 S.; pb., 19,90 €; ISBN 978-3-95558-041-4
Wohl und Wehe Simbabwes sind seit mehr als 30 Jahren untrennbar verbunden mit einem Mann: Staatspräsident Robert Mugabe, der das Land von weißer Herrschaft befreit hat und anschließend als „wutgeifernder Demagoge“ (9) sein eigenes Volk unterdrückt und die einstige Kornkammer Afrikas in den wirtschaftlichen Ruin getrieben hat. Doch jenseits von Katastrophenmeldungen, die das Bild des Landes in den westlichen Medien prägen, „gibt es in Simbabwe auch ein ganz normales Leben“, schreibt die Journalistin Andrea Jeska – „[n]icht trotz Mugabe, sondern wegen der Menschen“, die bei aller Armut, politischer Gewalt, Chaos und Unfreiheit die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht aufgegeben haben. In kurzen Reportagen berichtet sie über ihre Begegnungen mit diesen Menschen und verbindet dies mit den jüngeren politischen Entwicklungen. So erzählt sie von weißen Farmern, die im Zuge der seit dem Jahr 2000 chaotisch durchgesetzten Landreform dem Terror der Vertreibung ausgesetzt waren, und ihrem hartnäckigen „Kampf um das Bleiben“ (52). Die Landfrage beschreibt Jeska als für Simbabwe existenziell; der Kampf um die Farmen ist „eine Art Stellvertreterkrieg für die Weiterherrschaft kolonialer Strukturen geworden“ (53). Sehr eindrücklich ist auch die Beschreibung einer alleinerziehenden Mutter über ihr Erlebnis der Operation Murambatsvina, einer 2005 im Kampf Mugabes gegen schwarze Oppositionelle erfolgten gewaltsamen Säuberung illegaler städtischer Siedlungen, durch die mehr als 700.000 Menschen obdachlos wurden. Jeska hat auf ihren Reisen durch das Land spirituelle Orte besucht, sich mit Schriftstellern getroffen, an einem Empowerment‑Workshop für mittelständische Kleinunternehmer teilgenommen und mit jungen kreativen Leuten, die „vom Staat nichts mehr erwarten, außer, dass er ihnen aus dem Weg geht“ (138), gesprochen. Immer wieder wird ein unbändiger Optimismus, eine große Bescheidenheit und Gelassenheit der Menschen deutlich, die das Beste aus dem zu machen versuchen, was da ist. Durch ihre Schilderungen vermittelt die Autorin einem breiten Interessiertenkreis einen Eindruck vom gesellschaftlichen Alltag und der politischen Stimmung in Simbabwe.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.672.25 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Andrea Jeska: Simbabwe – Agonie oder Aufbruch? Frankfurt a. M.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36728-simbabwe--agonie-oder-aufbruch_44656, veröffentlicht am 13.02.2014. Buch-Nr.: 44656 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken