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António Bento / José Maria Silva Rosa (Hrsg.)

Revisiting Spinoza's Theological-Political Treatise

Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms Verlag 2013 (Religion and Civil Society 3); 340 S.; 58,- €; ISBN 978-3-487-14889-2
Nachdem Baruch Spinozas Werk „Tractatus theologico‑politicus“ 1670 anonym in den Niederlanden veröffentlicht wurde, gehörte es – so rufen die Herausgeber im Vorwort in Erinnerung – alsbald zu den meist diskutierten und kritisierten Büchern, weil dessen Ansichten als unmoralisch galten. Spinoza beschäftigte sich in diesem Werk mit für die damalige Zeit höchst kontroversen Themen wie der biblischen Interpretation und Exegese der Heiligen Schrift, mit dem Status von Prophezeiungen, mit der radikalen Trennung von Theologie und Philosophie, mit dem Naturrecht und dem Republikanismus. Das zentrale, bis heute aktuelle Anliegen Spinozas ist für die Herausgeber jedoch dessen dezidierter Ruf nach Meinungs‑ und Gedankenfreiheit, nach religiöser Toleranz und Gewissensfreiheit in einem Europa, dem zu jener Zeit solche Gedanken noch fremd waren. Das Sammelwerk vereint die auf einer Konferenz in Portugal vorgetragenen Beiträge, die sich mit unterschiedlichen Facetten von Spinozas „Tractatus theologico‑politicus“ auseinandersetzten. Sehr hilfreich erweist sich gleich zu Anfang der Artikel von Jaume Aurell, der Spinozas Werk in den Kontext der Zeit einbettet. Aurell geht unter anderem detaillierter auf den politischen und ideologischen Kontext der niederländischen Republik, die Rezeption des Werkes, das letztlich verboten wurde, und die niederländische radikale Aufklärung ein. Aurell kommt zu dem Schluss, dass der Kontext Spinozas radikalen Thesen zugute kam, weil einige Ideen einer Religionskritik schon seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 aufgekommen waren und zu der Zeit in den Niederlanden mit ihrem Republikanismus ein relativ offenes politisches Klima herrschte. So konnte sich Spinoza in eine Reihe mit Denkern stellen, die gegen Monarchie, Tyrannei, vererbbaren Status, kirchliche Autoritäten und soziale Hierarchie kämpften. Sein radikaler Aufklärungsimpetus war zudem mitverantwortlich für den Beginn einer intellektuellen Bewegung des „Spinozism“ (14) in den Niederlanden und Frankreich, wo Spinozas Denken von der Französischen Revolution adoptiert wurde. Aurell hält Spinoza für den radikalsten Denker im Vergleich zu Bacon, Descartes, Hobbes, Locke, Bayle und Leibniz, weil er in seiner Kritik des Glaubens an Offenbarungen, Wunder und kirchlicher Autorität weiterging und zugleich als erster großer Befürworter der Meinungsfreiheit und der Demokratie auftrat. In den weiteren Beiträgen vertiefen die Autoren die Auseinandersetzung mit dem Werk Spinozas und verbinden es teilweise auf interessante Art mit anderen Denkern wie Pierre Bayle oder Ludwig Wittgenstein.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.32 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: António Bento / José Maria Silva Rosa (Hrsg.): Revisiting Spinoza's Theological-Political Treatise Hildesheim/Zürich/New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36725-revisiting-spinozas-theological-political-treatise_44609, veröffentlicht am 13.02.2014. Buch-Nr.: 44609 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken