Skip to main content
Luiz Alberto Moniz-Bandeira

Wachstumsmarkt Brasilien. Der deutsche Wirtschafts- und Handelsbeitrag in Geschichte und Gegenwart

Wiesbaden: Springer Gabler 2013; XXIX, 247 S.; 2. Aufl.; 69,99 €; ISBN 978-3-658-02201-3
Die revidierte Neuübersetzung thematisiert – mehr in historischer als in politologischer Perspektive – die deutsch‑brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen und das weitgehend auf dem Stand von 1994. Eine Kostprobe aus den „Schlussfolgerungen“: Ein gewisser Kanzler Kohl aus der deutschen Hauptstadt Bonn, so ist da zu lesen, habe „die Vergabe eines Kredites in Höhe von 250 Millionen US‑Dollar für die Erhaltung des Regenwaldes im Amazonasgebiet“ (237) angekündigt. Das ist an sich nicht weiter dramatisch oder gar schlimm, schränkt aber die Benutzung des Bandes für eine aktuelle Auseinandersetzung über die deutsch‑brasilianischen Beziehungen stark ein. Andererseits besteht seine unleugbare Stärke darin, die Genese eben jener Beziehungen vom Zeitalter des Imperialismus bis zum Ende des Kalten Krieges unter Rückgriff auf zahlreiche Archivbestände detailliert rekonstruiert zu haben. Neben diesem historischen Fundament der deutsch‑brasilianischen Beziehungen sind für diese zweite Auflage lediglich die drei Kapitel zu den Politikfeldern Außen‑, Investitions‑ und Technologiepolitik neu hinzugefügt worden und auf dem Stand von 2011. So verdeutlicht Luiz Alberto Moniz‑Bandeira, dass die deutsch‑brasilianischen Beziehungen wegen der Epochenwende von 1989 einen nachhaltigen Einbruch zu verzeichnen hatten. Dieser Einbruch konnte erst Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts wieder aufgefangen werden, insbesondere, weil sich in der Energiewirtschaft – sowohl was atomare als auch nachwachsende Energien anbelangt – eine zunehmend engere Kooperation beider Länder abzuzeichnen begann. Ansonsten unterliegen die aktualisierten Kapitel aber einem leichten Perspektivwechsel, der – etwa, wenn Moniz‑Bandeira die Folgen der Wirtschafts‑ und Finanzkrise von 2008 nachzeichnet – kaum noch auf die Geschichte deutsch‑brasilianischer Kooperation beschränkt bleibt, sondern deutlich weiter, globaler gefasst ist. Mit Blick auf die Perspektiven der bilateralen Kooperation sieht Moniz‑Bandeira indes „günstige Perspektiven“ (229), die nicht zuletzt der nochmaligen Intensivierung der politischen Beziehungen unter der schwarz‑gelben Bundesregierung zu verdanken seien.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.2 | 4.21 | 4.22 | 2.65 | 2.313 | 2.314 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Luiz Alberto Moniz-Bandeira: Wachstumsmarkt Brasilien. Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36705-wachstumsmarkt-brasilien_44803, veröffentlicht am 06.02.2014. Buch-Nr.: 44803 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken