In seiner vierten Ausgabe beschäftigt sich das in Kooperation dreier österreichischer Universitäten und des European Inter‑University Center for Human Rights and Democratisation (EIUC) in Venedig herausgegebene Jahrbuch mit der Entwicklung der Menschenrechte in Europa im Jahr 2011. Der Band widmet sich dabei der Menschenrechtsarbeit von EU, Europarat und OSZE, schließt aber auch zivilgesellschaftliche Akteure und Nichtregierungsorganisationen ein. In insgesamt 28 Beiträgen werden die unterschiedlichen Entwicklungen anhand von Fällen und Urteilen umfassend analysiert und bewertet. Eingeleitet wird die Ausgabe mit zwei Überblicksartikeln zu den „Themen des Jahres“, das für die Herausgeber ein „Jahr der Revolutionen (und) dramatischen Veränderungen“ (7) war, geprägt vom Arabischen Frühling und der Frage der Umsetzung der Menschenrechte auf lokaler Ebene. So analysieren Mohsine El Ahmadi und Abdelaziz Radi in ihrem Aufsatz die Rolle der Menschenrechte bei den Umwälzungen in der Arabischen Welt. Sie interpretieren den Wandel autoritärer Regime zu Demokratien als eine Frage der Menschenrechte und untersuchen die Rolle der Zivilgesellschaft in diesem Prozess. Sie kommen angesichts der fortschreitenden Entwicklung der Ereignisse zu keinem abschließenden Ergebnis, weisen allerdings bereits darauf hin, dass der Arabische Frühling schon jetzt die „langwährende Annahme des der Region inhärenten Widerstands gegenüber politischen Veränderungen hinterfragt hat“ (31). Lidia Isabel Estevez Picon untersucht in ihrem Beitrag den verschärften Trend unter den Mitgliedstaaten der EU, die irreguläre Migration in die EU als illegale Migration zu kriminalisieren und von einer politisch‑sozialen Frage zu einer rein technischen Angelegenheit der Kriminalitätsbekämpfung zu verwandeln. Anhand des Urteils des Gerichtshofs der Europäischen Union im Falle El Didri zeigt die Autorin auf, inwieweit der Gerichtshof auf Basis der mit dem Vertrag von Lissabon verbindlichen Charta der Grundrechte diesen Trend einschränken und zu einer Stärkung der Rechte von Migration in der EU beitragen kann.