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Jürgen Lieser / Dennis Dijkzeul (Hrsg.)

Handbuch Humanitäre Hilfe

Berlin u. a.: Springer 2013; XXVII, 466 S.; hardc., 49,99 €; ISBN 978-3-642-32289-1
Auf einen Rekordbetrag von 6,5 Milliarden US‑Dollar haben zuletzt die Vereinten Nationen den für 2014 notwendigen Geldbetrag zur Linderung der humanitären Notlage im Kontext des syrischen Bürgerkrieges beziffert. Dort lassen sich zugleich beispielhaft zentrale Entwicklungen der internationalen humanitären Hilfe beobachten: Der Bedarf und der Umfang steigen, die Hilfeleistung in komplexer werdenden – oft in Gewaltzusammenhängen stattfindenden – Notlagen wird immer komplizierter, interessengeleitete Politik und humanitäre Ethik sind immer weniger klar voneinander zu trennen. Eine politikwissenschaftliche oder gar gesellschaftliche Debatte zu den sich hier stellenden drängenden Fragen gibt es in Deutschland, das bei der Bewältigung humanitärer Notlagen weltweit eine wichtige Rolle spielt, aber kaum. Sie werden fast ausschließlich in einem kleinen Kreis von Praktikern diskutiert, von denen viele einen Beitrag für diesen Sammelband geliefert haben. Besonders hervorzuheben ist, dass dabei im deutschsprachigen Raum bisher fast völlig ausgeblendete Aspekte, wie etwa die Rolle neuer Geberländer oder die Bedeutung lokaler Kapazitäten bei der Krisenbewältigung, aufgegriffen und wichtige Debattenschritte (SPHERE, ALNAP, HAP) der letzten Jahre einführend und allgemeinverständlich dargestellt werden. Auch das ausführliche Glossar trägt dazu bei, dass der Band als Nachschlagekompendium zu den Einzelaspekten der humanitären Hilfe empfohlen werden kann. Mit einer strafferen redaktionellen Bearbeitung hätte aber vermieden werden können, dass sich Begriffsdefinitionen, Erläuterungen der humanitären Prinzipien, Ausführungen zu den Dilemmata der humanitären Hilfe etc. häufig wiederholen, obwohl sie in der Einführung und noch dazu in jeweils eigenständigen Beiträgen abgehandelt werden. Der Platz hätte jeweils besser zur Ausformulierung weiteren Forschungsbedarfes genutzt werden und Anstöße zur inhaltlichen Fortentwicklung der hier seit Jahren geführten Debatten geben können, wie es beispielsweise Beat Schweizer mit seiner Forderung nach „Entflechtung verschiedener ethischer Ansätze und […] einer bewussten Suche nach Komplementarität zwischen verschiedenen Akteuren des humanitären Systems“ (345) tut.
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 4.1 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Jürgen Lieser / Dennis Dijkzeul (Hrsg.): Handbuch Humanitäre Hilfe Berlin u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36606-handbuch-humanitaere-hilfe_44258, veröffentlicht am 16.01.2014. Buch-Nr.: 44258 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken