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Eckart Conze

Das Auswärtige Amt. Vom Kaiserreich bis zur Gegenwart

München: C. H. Beck 2013 (C. H. Beck Wissen in der Beck'schen Reihe 2744); 144 S.; 8,95 €; ISBN 978-3-406-63173-3
Warum heißt die Behörde des Bundesministers des Äußeren nicht Außenministerium, sondern Auswärtiges Amt? Die Antwort kann nur historisch gegeben werden: Sie verweist zurück auf die Stellung Preußens im Deutschen Reich und erklärt sich aus der „semi‑autoritären Verfassungsordnung“ (15) des Reichskanzlers Otto von Bismarck. So übernahm das Preußische Außenministerium mit Sitz in der Berliner Wilhelmstraße, das sich „in mehreren Stufen seit dem 17. Jahrhundert entwickelt“ (11) hatte, die diplomatische und konsularische Vertretung des Deutschen Reichs gegenüber dem Ausland. Die ab 1919 anvisierte Demokratisierung des Außenressorts schlug fehl, da die Beharrungskraft der konservativen und fast durchweg dem Geburtsadel zugehörigen Beamten des diplomatischen Dienstes den „umfassenden Modernisierungsversuch der ‚Schüler’schen Reform‘“ (48) blockierten und die politische Führung den Willen zur Reform verlor. Fast bruchlos gingen die deutschen Diplomaten zum Nationalsozialismus über. Die organisatorischen Strukturen der Kaiserzeit wurden zunächst weithin rekonstruiert, dann um spezifische nationalsozialistische Sonderaufgaben ergänzt. An der Radikalisierung der antijüdischen Maßnahmen hin zur Vernichtungspolitik wirkte das Amt initiativ und engagiert mit. Nachdem das Außenressort in der Bundesrepublik – unter der alten, vordemokratischen Bezeichnung – wieder aufgebaut worden war, geriet es rasch in die Kritik, schon wegen der massiven Durchsetzung mit früheren Nationalsozialisten. Aber erst unter Bundesaußenminister Joschka Fischer stellte es sich seiner Vergangenheit und berief eine unabhängige Expertenkommission um Eckart Conze und andere Historiker, die 2010 die Studie „Das Amt und die Vergangenheit“ (siehe Buch‑Nr. 39337) vorlegte. Die kleine Einführung ist ein Seitenprodukt, das eine Literaturlücke ausfüllt, da hier erstmals konzise und knapp die Geschichte der Behörde nachgezeichnet und der Frage nach Kontinuität und Wandel im historischen Prozess nachgegangen wird. Das Buch zeigt, wie wichtig die Auseinandersetzung mit spezifischen historischen Entwicklungspfaden auch und gerade für die Politikwissenschaft ist. Studierende, die eine Spezialisierung auf dem Gebiet der Außenpolitik anstreben, sollten das verständlich geschriebene Buch unbedingt lesen.
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Rubrizierung: 4.21 | 2.31 Empfohlene Zitierweise: Gideon Botsch, Rezension zu: Eckart Conze: Das Auswärtige Amt. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36572-das-auswaertige-amt_43015, veröffentlicht am 09.01.2014. Buch-Nr.: 43015 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken