Skip to main content
Ivan Šimek

Die vergessene Wahrheit. Der deutsche Einfluss auf die Staatsgründung Kroatiens

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Münchner Beiträge zur europäischen Einigung 24); 237 S.; 44,- €; ISBN 978-3-8487-0065-3
„Die Grundidee dieses Buches ist, dazu beizutragen, die Wahrheit über die mühselige Errichtung des kroatischen Staates zu erleuchten durch schöne, weniger schöne und auch schmerzhafte Momente, in welchen Menschen vernünftig, aber auch unerwartet reagieren, mit dem Herzen oder auch sarkastisch, mit Vaterlandsliebe und Sendungsbewusstsein, wie unser erster Präsident eines freien und unabhängigen Staates Kroatien es getan hat.“ (20) Der Autor des Buches war bis 1990 an leitender Stelle für das kroatische Verlagswesen tätig, kannte dadurch viele namhafte Dissidenten und hatte außerdem gute internationale, insbesondere deutsche Kontakte. In der Phase des politischen Umbruchs wurde Ivan Šimek 1990 dann zunächst stellvertretender Minister für Auswandererangelegenheiten und hatte so nach eigener Einschätzung eine zentrale Position inne, von der er als der Politiker mit „christdemokratischen Standpunkte[n]“ (21) Einfluss auf den weiteren politischen Verlauf in Kroatien hatte. Dies setzte er in der Zeit von 1994 bis 2000 in seinem Amt als Generalkonsul Kroatiens in Bayern weiter fort. Sein aus persönlich‑politischen Einschätzungen und Entwicklungen sowie bisher unveröffentlichten Quellen bestehendes Buch enthält viele weitgehend unbekannte Details über die Staatsgründung und Transformierung Kroatiens, die für Balkaninteressierte durchaus spannend sind, für die die Leser_innen allerdings gute Kenntnisse des historischen Prozesses haben sollten. Unter anderem bescheinigt Šimek in diesem Zusammenhang der CSU, der „Schlüssel zur Anerkennung des kroatischen Staates“ (65) gewesen zu sein. Insgesamt vertritt er zudem die Meinung, dass weder „die kroatischen Ordnungskräfte noch die kroatische Staatsführung […] eine Strategie der Aussiedlung der rebellischen Serben entworfen“ (25) hätten und sieht in der seit 2000 beginnenden „Enttu?manisierung“ eine Bewegung, die „die geschichtliche Rolle des ersten kroatischen Präsidenten […] leugnet und seine Versäumnisse betont“ (24). Dieses Buch ist vor dem Hintergrund zu lesen, dass, kurz nachdem der erste frei gewählte kroatische Präsident Franjo Tu?man 1991 die Unabhängigkeit der Sozialistischen Republik erklärt hatte, gewaltsame Auseinandersetzungen ausbrachen. Sie gipfelten in den Kroatienkrieg, in dessen Verlauf sich Kroatien auf der einen sowie auch die Republik Serbische Krajina und die Jugoslawische Volksarmee auf der anderen Seite der Verbrechen schuldig machten. Kroatien wurde bereits Ende 1991, Anfang 1992 von vielen Ländern international anerkannt, die kriegerischen Auseinandersetzungen konnten aber erst 1995 beendet werden.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 4.41 | 4.21 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Ivan Šimek: Die vergessene Wahrheit. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36526-die-vergessene-wahrheit_44265, veröffentlicht am 19.12.2013. Buch-Nr.: 44265 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken