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Andrea Römmele / Henrik Schober (Hrsg.)

The Governance of Large-Scale Projects. Linking Citizens and the State

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Kommunikation in Politik und Wirtschaft 5); 292 S.; brosch., 54,- €; ISBN 978-3-8329-7879-2
Große Infrastrukturprojekte können heutzutage nicht mehr einfach über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden werden – wie man spätestens seit Stuttgart 21 auch in Deutschland weiß. Bürgerinnen und Bürger protestieren, damit ihre Anliegen gehört werden. Es erscheint damit mehr als dringlich, über alternative Regelungen und Formen der Partizipation von Betroffenen im Fall von großen Infrastrukturprojekten nachzudenken. Dem Sammelwerk kommt das Verdienst zu, diese Thematik aus drei unterschiedlichen Perspektiven aufzugreifen. Zunächst werden im ersten Abschnitt grundsätzliche theoretische und normative Fragen diskutiert. Gunnar Folke Schuppert weist darauf hin, dass partizipatorische Elemente in jeder Form von Governance wichtig sind. Er plädiert für eine lokale Demokratie mit Kommunikationsverfahren, die den Bürger frühzeitig am Entscheidungsprozess beteiligen und ihn mitgestalten lassen. Diese partizipativen Mittel bieten zudem die Möglichkeit, schreibt Paul Webb, dass sich die Haltung zu Staat und Regierung verbessert, womit wiederum derzeitige Entfremdungstendenzen zwischen Staat und Bürgern gelindert werden könnten. Der Entscheidungsfindungsprozess ist demnach ein zentraler Faktor nicht nur dafür, ob infrastrukturelle Projekte gelingen, sondern er kann positive Folgen für das politische Gemeinwesen insgesamt zeitigen. Im zweiten Abschnitt werden verschiedene Modi der Inklusion und Partizipation untersucht. Beispielweise gehören dazu deliberative Foren als Ergänzung zur parlamentarischen Demokratie, online‑basierte Formen der liquid democracy oder informelle Dialogprozesse neben den etablierten formellen Verfahren der Entscheidungsfindung. Zentral bei diesen Alternativen ist – so lässt sich den Beiträgen entnehmen –, dass die Bürger von diesen Prozeduren und ihren Möglichkeiten in Kenntnis gesetzt werden, damit diese auch genutzt und Enttäuschungen vermieden werden. Im dritten Teil werden Fallbeispiele der Partizipation in großen Infrastrukturprojekten dargestellt, die aufzeigen, wie abhängig der Erfolg von den spezifischen Politiken und politischen Umständen ist. Ein universales Erfolgsrezept kann es entsprechend nicht geben. Abschließend wird in zwei Beiträgen festgehalten, dass Mediation, Streitschlichtungsverfahren und die Bereitschaft, zuzuhören, zu einer strategischen holistischen Planung von Regierungen zählen sollten.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.331 | 2.65 | 2.61 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Andrea Römmele / Henrik Schober (Hrsg.): The Governance of Large-Scale Projects. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36522-the-governance-of-large-scale-projects_44059, veröffentlicht am 19.12.2013. Buch-Nr.: 44059 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken