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Klaus Hurrelmann / Tanjev Schultz (Hrsg.)

Staatshilfe für Eltern. Brauchen wir das Betreuungsgeld?

Weinheim/Basel: Beltz Juventa 2013 (Pädagogische Streitschriften); 268 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-7799-2752-5
Eltern, die ihre Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr zu Hause betreuen und – im Gegenzug – keine staatlich geförderte Kinderbetreuungseinrichtung in Anspruch nehmen wollen, erhalten seit August 2013 ein Betreuungsgeld. Der Einführung dieser von Kritikern auch als „Herdprämie“ bezeichneten Sozialleistung ging eine jahrelange, überaus strittige Debatte voraus. Sie kann in diesem als Streitschrift konzipierten Band noch einmal in ihren wesentlichen Standpunkten und Argumenten nachvollzogen werden. Die Herausgeber wollen ein breites Publikum zur Auseinandersetzung mit diesem Thema anregen und haben bewusst kontroverse und zum Teil provokative Beiträge versammelt. Im ersten Teil erfolgt eine generelle Bestandsaufnahme der familienpolitischen Leistungen des deutschen Sozialstaats. Dies dient dem besseren Verständnis und der Einordnung der in den folgenden beiden Abschnitten dargelegten Positionen für und gegen das Betreuungsgeld, das im Zusammenhang mit dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren entwickelt wurde. Es ziele auf eine Nicht‑Nutzung institutioneller Kinderbetreuung und sei eine „‚Anti‑Infrastrukturpolitik’“ (39), mithin eine Fortsetzung traditioneller Familienpolitik, schreiben Felix Berth und Thomas Rauschenbach, mit der „das männliche Alleinverdienermodell erneut aufpoliert“ (42) werde. Dem hält unter anderem Dorothee Bär entgegen, dass das Betreuungsgeld und der Rechtsanspruch zwei Seiten einer Medaille seien, die den Eltern die Wahlfreiheit garantiere. Der entlang dieser beiden Eckpunkte ausgetragene Streit über das Betreuungsgeld war vor allem deshalb so heftig, weil er grundlegende Fragen und gegenteilige Wertevorstellungen über Staat, Gesellschaft und Individuum berührte. „Hier verspürt fast jede(r) en Bauchgefühl, was richtig oder falsch ist“ (218), schreiben Johanna Klatt und Franz Walter. Sie nehmen in ihrem Beitrag die „‚vorgeschalteten’ ideellen und politischen Grundfragen“ (219) der medialen Debatte in den Blick, in der es eigentlich um das Wohl der Kinder gehen sollte, letztlich aber die Rolle der modernen Frau und Mutter im Mittelpunkt steht.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.343 | 2.36 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Klaus Hurrelmann / Tanjev Schultz (Hrsg.): Staatshilfe für Eltern. Weinheim/Basel: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36510-staatshilfe-fuer-eltern_44537, veröffentlicht am 12.12.2013. Buch-Nr.: 44537 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken