Skip to main content
André Donk / Rainer Becker (Hrsg.)

Politik und Wissenschaft im Technikwandel. Neue Interdisziplinäre Ansätze

Berlin: Lit 2012 (Politik & Kultur 12); 182 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-11875-2
Über welche Begriffe verfügt die Politikwissenschaft, um den gesellschaftlichen Wandel durch Technik zu beschreiben? Wie verändert Technik das Verständnis von Wissenschaft? Diese und weitere Fragen beschäftigen die Autorinnen und Autoren des Bandes, der aus einer Ende 2011 abgehaltenen Tagung des Arbeitskreises „Politik, Wissenschaft und Technik“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft hervorgegangen ist. Auf knappem Raum sammeln sich ganz unterschiedliche Perspektiven auf Politik und Wissenschaft im Technikwandel – sie reichen von der Betrachtung der Techniken des Regierens aus theoretischer Sicht über ebenfalls theoretische Abgrenzungsversuche von Technik und Wissenschaft sowie den Gehalt des Informationsbegriffs bis hin zu empirischen Betrachtungen über Wissenschaftskommunikation, Governance und Normensetzungsprozesse. Benjamin Seibel stellt zum Beispiel die Frage, „inwiefern die technischen Aspekte des Regierungswissens und ‑handelns selbst einen historischen Formenwandel durchlaufen, der sich auf spezifische Weise in den Verfahren sozialer Ordnung niederschlägt“ (29). Er fordert die Loslösung von einer rein metaphorischen Sichtweise, ohne in Technikdeterminismus zu verfallen. Das kritische Potenzial einer solchen Sicht auf technische Staatsmodellierungen liegt in der „Sichtbarmachung von Komplexitäten und Unregierbarkeiten“ (30). Das Spannungsfeld von Technologie und Information im historischen Raum thematisiert Rainer Becker. Er stellt fest, dass „nicht nur Wissen, sondern auch ‚Information‘ eine Form von Macht“ (62) darstellt. Einen interessanten Blick auf Verhaltenstraditionen hat Jan‑Felix Schrape, der in seinem Beitrag „Neue Medien – alte Visionen. Erwartungskontinuitäten gegenüber interaktiven Medien seit 1970“ (85) die vermeintliche Fortschrittlichkeit neuer Medien entzaubert. Einen ganz praktischen Zugriff auf die Möglichkeiten und Begrenzungen von wissenschaftlicher Kommunikation mittels internetbasierter Tools analysieren Andreas Wenninger am Beispiel von Blogs und André Donk mit Blick auf die E‑Mail‑ Kommunikation. Im letzten Teil des Bandes wird eine doppelte Perspektive auf Technik im politischen Raum eröffnet, indem Governance als Regierungstechnik in doppelter Hinsicht beleuchtet wird: zum einen als Regulierung technisch induzierter Problemlagen, zum anderen aber auch als Implementation von Technologie im öffentlichen Raum. Technologie nicht nur als Anwendung von Problemlösungsstrategien zu verstehen, sondern deren komplexe Verwobenheit in Sprache, Denken, Zeichen und Verhalten sichtbar zu machen, ist ein wichtiges Anliegen des Sammelbandes. Er ist eine Fundgrube höchst verschiedener theoretischer wie empirischer Zugriffe, das Spektrum forscherischer Möglichkeiten wird eindrucksvoll skizziert.
Sonja Borski (SBO)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin. Institut für Politikwissenschaft, Zentrum für die Didaktiken der Sozialwissenschaft, Universität Bremen.
Rubrizierung: 5.2 | 2.21 | 2.26 | 3.5 | 2.22 | 2.34 Empfohlene Zitierweise: Sonja Borski, Rezension zu: André Donk / Rainer Becker (Hrsg.): Politik und Wissenschaft im Technikwandel. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36502-politik-und-wissenschaft-im-technikwandel_44245, veröffentlicht am 12.12.2013. Buch-Nr.: 44245 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken