Skip to main content
Ulrich Willems / Detlef Pollack / Helene Basu / Thomas Gutmann / Ulrike Spohn (Hrsg.)

Moderne und Religion. Kontroversen um Modernität und Säkularisierung

Bielefeld: transcript Verlag 2013 (Sozialtheorie); 538 S.; 35,80 €; ISBN 978-3-8376-1966-9
Spätestens seit dem Ende des Ost‑West‑Konfliktes wird die Frage, ob das Konzept der modernen Gesellschaft mit dem westlichen Modell liberaler Demokratie deckungsgleich ist, mit guten Gründen kontrovers diskutiert. Das zeigt sehr instruktiv dieser Sammelband, der aus einer Ringvorlesung und dem Forschungskolloquium „Moderne – Religion – Politik. Konzepte, Befunde und Perspektiven“ hervorgegangen ist, die das Exzellenz‑Cluster „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne“ an der Universität Münster 2009 veranstaltet hat. Die Konzeption des Bandes und die Qualität der Beiträge überzeugen aus zwei Gründen. Zum einen wird aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen (Philosophie, Sozial‑, Kultur‑, Rechts‑ und Geschichtswissenschaften) das Spektrum der Kontroversen um die Moderne demonstriert, ohne eine spezifische Position zu privilegieren, zum anderen wird das Thema anhand zweier gut unterscheidbarer Schwerpunkte diskutiert. Im ersten Block geht es um explizite oder implizite Annahmen von Modernisierungstheorien, denen zufolge die in Europa und in Nordamerika seit dem späten 18. Jahrhundert entstandene Gesellschaftsformation den Typus moderner Gesellschaften repräsentiert, der sich systematisch von traditionalen (westlichen) und nichtmodernen (außerwestlichen) Gesellschaften unterscheiden lässt. Die Streitpunkte beziehen sich in diesem Zusammenhang unter anderem auf Annahmen über Entwicklungslogik, Singularität oder Pluralität von Modernität sowie das latente Dominanzstreben eurozentrischer Begrifflichkeiten. Im zweiten Block wird die Rolle der Religion in modernen Gesellschaften behandelt. Hier betreffen die Kontroversen einerseits die Frage, ob der vielfach behauptete Zusammenhang von Modernisierung und Säkularisierung empirisch zutrifft – oder nicht vielmehr einen spezifisch westlichen Diskurs wiedergibt. Andererseits wird in normativer Hinsicht diskutiert, ob angesichts der kulturellen Pluralität moderner Gesellschaften immer noch eine strikte Trennung von Politik und Religion verlangt werden kann.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 2.2 | 2.23 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Ulrich Willems / Detlef Pollack / Helene Basu / Thomas Gutmann / Ulrike Spohn (Hrsg.): Moderne und Religion. Bielefeld: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36494-moderne-und-religion_42308, veröffentlicht am 12.12.2013. Buch-Nr.: 42308 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken