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Berthold Huber (Hrsg.)

Kurswechsel für ein gutes Leben. Wege zu einer solidarischen Gesellschaft

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2013; 275 S.; geb., 24,99 €; ISBN 978-3-593-39930-0
Angeregt durch die aktuelle Krise der Weltwirtschaft beschäftigen sich die Autorinnen und Autoren mit verschiedenen Aspekten eines gesellschaftspolitischen Kurswechsels in Europa. Damit sei das Buch ein „wichtiger Beitrag in der Diskussion um einen nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklungspfad“ (8), so Martin Allespach im Vorwort. Der Band entstand infolge des von der IG Metall 2012 veranstalteten internationalen Kongresses „Kurswechsel für ein gutes Leben“. Die Gewerkschaft nimmt damit ihre Rolle als wichtiger gesellschaftspolitischer Akteur an und gestaltet laut Berthold Huber aktiv den notwendigen „Diskurs über alternative Entwicklungspfade sowie entschlossene Reformen“ (13). Denn alle bisherigen Maßnahmen, mit denen den Folgen der Krise begegnet werden sollte, seien „vor allem symbolischer und strukturkonservativer Natur“ (9). Die IG Metall aber führe schon seit Jahren eine Debatte über Grundorientierungen und Werte und verfolge damit die Politik eines linken Reformismus. Politischer Gestaltungswille, hauptsächlich im Bereich der Arbeit und Arbeitspolitik, sei dabei ihr Antrieb. Gerhard Bosch vertieft den Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt und betont die Notwendigkeit einer Re‑Regulierung, auch wenn es „eine Ironie der Geschichte [ist], dass – ähnlich wie im Finanzsektor – auch im Arbeitsmarkt eine zu weitgehende Deregulierung korrigierende Staatseingriffe notwendig macht.“ Wie Huber stellt Bosch heraus, dass ein bloßes Maßnahmenbündel nicht ausreiche, „ein zukunftsfähiges Leitbild von guter Arbeit“ (122) werde benötigt. Auch der Journalist Robert Misik nimmt die Politik in die Pflicht – und aufs Korn: „Europa als Ganzes versagt an der Aufgabe, eine Lokomotive für die dümpelnde Weltwirtschaft zu sein“. (239) Schuld daran sei „die fatal falsche Politik der europäischen Eliten“ (234), die ein verhängnisvoll verlogenes Bild der Krise zeichneten, von „faulen Südländern“, die von „fleißigen Deutschen“ aus ihrem selbst verschuldeten Dilemma „rausgepaukt“ (233) werden müssten. Unverständlich sei ihm daher die immer noch vorherrschende Dominanz des Neoliberalismus: „Wieso eigentlich werden nicht überall Progressive gewählt und die neoliberalen Phrasendrescher nicht einfach ausgelacht?“ (242) Misik fordert eine Kehrtwende von der auf Wettbewerbsfähigkeit ausgerichteten zu einer konzertierten Politik, die für Mindestlöhne, vergleichbare Sozialstandards und eine akkordierte Tarifpolitik einsteht. Die institutionelle Reform der EU sei dabei eine langfristige Aufgabe.
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.262 | 3.5 | 4.43 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Berthold Huber (Hrsg.): Kurswechsel für ein gutes Leben. Frankfurt a. M./New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36483-kurswechsel-fuer-ein-gutes-leben_44465, veröffentlicht am 05.12.2013. Buch-Nr.: 44465 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken