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Reinhard Hildebrandt

Globale und regionale Machtstrukturen. Globale oder duale Hegemonie, Multipolarität oder Ko-Evolution

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2013; 220 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-631-64290-0
Zwei Dinge vorab: In der Welt, wie sie aus Sicht des Autors beschaffen ist, agieren personifizierte Staaten (und auch davon nur einige wenige) durch ihre Regierungen. Mehr Mensch steckt in internationaler Politik beim besten Willen nicht. Und diese wenigen Staaten, die global agieren, tun im Grunde genommen nur eines: Sie streben einzeln oder in Allianz mit anderen permanent nach Hegemonie – oder doch zumindest nach einem Status, der einer möglichst weitreichenden Machtausübung möglichst nahekommt. Mag man diese beiden Vorannahmen, dann ist in der Tat die Chance groß, dass man diese Monografie auch mögen wird. Diese folgt ihrerseits nicht wirklich einer wie auch immer gearteten Fragestellung, sondern der Autor bemüht sich vielmehr um eine – wenn schon, denn schon – global ausgerichtete Gegenwartsdiagnose samt Zukunftsprognose. Wie ist die internationale Politik auf diesem Planeten gewesen, wie erfahren wir sie gegenwärtig und wie wird sie sich entwickeln, das sind mit Blick auf die Machtambitionen der USA, Russlands, Chinas und Indiens (Europa kommt eher randständig vor, Großbritannien als politisches Anhängsel der USA dafür noch mit am prominentesten) die Kernthemen. Im Zuge einer systematischen Reflexion und Prognose dessen, was sich am ehesten als sogenannte globale politische Trends beschreiben ließe, kommt Reinhard Hildebrandt unter anderem zu dem Schluss, dass eine multipolare politische Machtstruktur globalen Ausmaßes, die noch dazu durch international bindende Verträge rechtlich abgesichert ist, wohl das wahrscheinlichste Szenario für das 21. Jahrhundert ist. Die USA jedenfalls seien an ihrem Anspruch der Etablierung einer globalen Hegemonie endgültig gescheitert. Es ist bedauerlich, dass brandaktuelle Themen, wie die gegenwärtig noch immer andauernde Wirtschafts‑ und Finanzkrise, nicht in dem Maße berücksichtigt werden, wie es aus der Thematik des Bandes heraus zu erwarten gewesen wäre. Hildebrandt verwendet auf die Auseinandersetzung mit der „gegenwärtigen Neuausrichtung des ‚Konzerts’ der global engagierten Märkte“ (27) lediglich vier Spiegelstriche, an deren Ende das – wenig überraschende – Resümee zu lesen ist, wonach die USA auch im Feld des globalen Wirtschaftens ihrer vormaligen Spitzenposition verlustig gegangen seien. Das ist recht wenig, gerade wenn Hildebrandt auch im Fazit nochmals die Regelungsbedürftigkeit des chaotischen Potenzials der Märkte durch die Politik betont.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 4.2 | 2.61 | 2.68 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Reinhard Hildebrandt: Globale und regionale Machtstrukturen. Frankfurt a. M. u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36452-globale-und-regionale-machtstrukturen_44437, veröffentlicht am 28.11.2013. Buch-Nr.: 44437 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken