Skip to main content
Stefan Meister (Hrsg.)

Economization versus Power Ambitions. Rethinking Russia's Policy towards Post-Soviet States

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (DGAP-Schriften zur Internationalen Politik); 154 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-8329-7645-3
Die Nachfolgestaaten der Sowjetunion werden von Russland als sogenanntes nahes Ausland und damit als eine primäre politische Einflusszone betrachtet. Die entsprechenden Politiken werden in diesem Sammelband untersucht, der als Teil des Projektes „Leaving Polarization behind?“ der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik entstand. Stefan Meister, Associate Fellow am Zentrum für Mittel‑ und Osteuropa der Robert Bosch Stiftung, beschreibt diese Politiken als gegenwärtig weitgehend gescheitert. Mit dem Machtantritt Vladimir Putins seien die Beziehungen zu den postsowjetischen Staaten zwar prioritär behandelt worden, eine kohärente Strategie fehle aber. Die Selbstwahrnehmung als Großmacht und die daraus resultierenden politischen Handlungen widersprechen Meister zufolge gelegentlich den ökonomischen Interessen, die im Zentrum der Aktivitäten im postsowjetischen Raum stehen. Zudem seien die zumeist reaktiv behandelten Beziehungen durch einige strukturelle Probleme beeinträchtigt. Arkady Moshes, Programmdirektor am Finnish Institute of International Affairs, beschreibt das Verhältnis von Russland und der Ukraine in diesem Kontext als das zweier ungleicher Partner – eine Feststellung, die auch auf die anderen postsowjetischen Staaten übertragen werden kann. Symptomatisch ist zudem die hohe Bedeutung von Energiefragen, wobei die Lieferungen aus Russland als ein politisches Druckmittel eingesetzt werden. Der damit zusammenhängende Einfluss ist auch einer der Gründe für die aus westlicher Sicht nur teilweise erfolgreichen Transformationsprozesse in der Region. Wie Vasily Fedortsev vom Russian Institute for Strategic Studies in Kaliningrad ausführt, ist aber auch die Nachbarschaftspolitik der Europäischen Union in Bezug auf den postsowjetischen Raum vorerst weitgehend gescheitert. Vor allem die fehlende Beitrittsperspektive lasse die Angebote der EU wenig attraktiv erscheinen, zumal die Region nicht unbedingt prioritär behandelt werde. Und so scheint die politische Dominanz Russlands laut Meister nicht unbedingt ein Resultat der eigenen Stärke, sondern vielmehr der Schwäche der EU geschuldet zu sein.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.62 | 4.22 | 3.6 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Stefan Meister (Hrsg.): Economization versus Power Ambitions. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36442-economization-versus-power-ambitions_44779, veröffentlicht am 21.11.2013. Buch-Nr.: 44779 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken