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Harald Welzer / Klaus Wiegandt (Hrsg.)

Wege aus der Wachstumsgesellschaft

Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 2013; 236 S.; 9,99 €; ISBN 978-3-596-19616-6
Führende Wissenschaftler aus den Bereichen Umweltschutz, Energiepolitik und Wirtschaft befassen sich in diesem Band mit den grundlegenden Problemen der Industrienationen und skizzieren Vorstellungen davon, wie nachhaltige Gesellschaften aussehen könnten. So plädiert Bernd Sommer für eine Entkopplung von stetigem Wachstum und nachhaltiger Entwicklung. Die sogenannte große Beschleunigung von Kommunikation, Mobilität und Konsum nehme weltweit seit etwa zehn Jahren deutlich an Geschwindigkeit zu. Die Folge sei nicht nur der Verlust an Natur (Biodiversität), sondern auch ein Klimawandel, der weitreichende Auswirkungen für alle Lebewesen haben werde. Konzepte von Wachstum, Mobilität und Fortschritt sind aus Sicht von Harald Welzer in die kleinsten Ecken unseres Lebens eingeschrieben. Er fordert daher einen grundsätzlichen Wandel in unseren Lebenswelten und kulturellen Praktiken (Habitus). Uwe Schneidewind stellt die „Transformative Literacy“ (115) vor, die als Fähigkeit beziehungsweise Bildung zu einer nachhaltigen Gesellschaft führen soll, über die Ebenen technologische Innovationen, ökonomische Anreize und gesetzliche Rahmenbedingungen sowie Kultur‑ und Werteorientierungen. Reinhard Loske konzentriert sich auf die Energiewende und betont neben der Bedeutung des Wechsels zu erneuerbaren Energien die Energieeinsparpotenziale und das Loslösen von klassischen Wachstumsvorstellungen. Weitere Aspekte der Energiewende sind die Energiekosten (Stichwort: gerechte Verteilung) und die Frage nach zentraler beziehungsweise dezentraler Energieversorgung. Hans Diefenbacher stellt seine Vision einer lokalen, gemeinwesenorientierten Ökonomie vor. Schließlich fassen Daniel Baumgärtner, Felix Heydel, Bettina Hollstein und Johannes Schmitt die Aspekte zusammen, die zu einer nachhaltigen Gesellschaft führen können: Bewusstseinswandel, Förderung ehrenamtlicher Tätigkeiten, sogenanntes Corporate Volunteering (unternehmerische Zeitspenden) und eine weitere Öffnung öffentlicher Räume, was zu einem gemeinsamen Handeln führen kann. Daran schließt Niko Paech mit seinen Wegen aus der „Wachstumsdiktatur“ (200) an, die er vor allem in Gemeinschaftsnutzung, Nutzungsdauerverlängerung und Eigenproduktion sieht.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.2 | 2.26 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Harald Welzer / Klaus Wiegandt (Hrsg.): Wege aus der Wachstumsgesellschaft Frankfurt a. M.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36438-wege-aus-der-wachstumsgesellschaft_44559, veröffentlicht am 21.11.2013. Buch-Nr.: 44559 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken