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Andreas Grau / Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.)

Menschenfeindlichkeit in Städten und Gemeinden

Weinheim/München: Juventa Verlag 2013 (Konflikt- und Gewaltforschung); 306 S.; brosch., 34,95 €; ISBN 978-3-7799-1500-3
Die von Andreas Grau und Wilhelm Heitmeyer herausgegebene Studie schließt an eine Reihe von Forschungen zum Einstellungssyndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) an und erweitert diese um eine Analyse auf Gemeinde‑, Stadt‑ und Stadtviertelebene in Ost‑ und Westdeutschland. GMF misst menschenfeindliche rechtsextremistische Einstellungen und erfasst dabei die ganze Breite der Abwertungen von fremden, anderen und schwachen Gruppen. Hierzu zählen „Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, Abwertung von Obdachlosen, Abwertung von Behinderten, Abwertung von Homosexuellen, die Reklamierung von Etabliertenvorrechten und Sexismus“ (16). Die Studie hat zwei Ziele: einerseits die GMF und ihre Ursachen auf Mikro‑ und Kontextebene zu messen und zu analysieren; andererseits in den untersuchten Orten eine öffentliche Reflexion über die Befunde anzustoßen, um so Gegenbewegungen zu initiieren. Nachdem im ersten Kapitel die theoretischen Grundlagen der Studie dargelegt werden, gliedert sich die empirische Analyse in zwei größere Teile: In den Kapiteln 2 und 3 werden die Gemeinden Anklam, Wernigerode, Bad Nenndorf und Pirmasens untersucht, während die Analysen in Kapitel 4 und 5 den beiden Großstädten Dortmund und Dresden gewidmet sind. Die einzelnen Untersuchungen zeigen, dass auf lokaler Ebene rechtextremistische Einstellungen unterschiedlich stark verbreitet sind. Zudem sind die Ursachen für die jeweils vorgefundenen Einstellungen ebenfalls je nach lokalem Kontext zu differenzieren. Des Weiteren konnten im Rahmen der Gemeinde‑Analysen sechs verschiedene Einstellungscluster ermittelt werden, wobei vor allem aktive Gegner und rechtsaffine Bürger als „Abbild lokaler Widerstands‑ oder Akzeptanzkulturen interpretiert werden“ (285 f.) können. Die Fallanalyse zu Dortmund konzentriert sich auf das in den Stadtteilen Innenstadt‑West und Eving vorherrschende demokratiegefährdende Einstellungspotenzial sowie das Engagementpotenzial gegen Rechtsextremismus. Außerdem werden für die gesamte Stadt die lokalen rechtsextremen Strukturen beschrieben und die Netzwerke der Akteure gegen Rechtsextremismus unter anderem hinsichtlich Informationsaustausch und Kooperationsbereitschaft untersucht. Es bleibt festzuhalten, dass der Sammelband wichtige Erkenntnisse über die Zusammenhänge von GMF und lokalen Strukturen sowie politischen Kulturen liefert und dazu auffordert, sich noch stärker mit lokalen Entwicklungen und ihren Folgen für die Gesamtgesellschaft auseinanderzusetzen.
Christoph Mohamad-Klotzbach (CHM)
M. A., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.325 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Andreas Grau / Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Menschenfeindlichkeit in Städten und Gemeinden Weinheim/München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36410-menschenfeindlichkeit-in-staedten-und-gemeinden_44474, veröffentlicht am 14.11.2013. Buch-Nr.: 44474 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken