Skip to main content
Jens Gmeiner

Abschied von der sozialdemokratischen Hochburg Schweden? Herausforderungen, Reformen und Perspektiven der schwedischen Sozialdemokratie nach dem Machtverlust 2006

Stuttgart: ibidem-Verlag 2012 (Göttinger junge Forschung 12); 241 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-8382-0411-6
Masterarbeit Göttingen. – Die Wahl 2006 bedeutete für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SAP) Schwedens eine herbe Zäsur, da sie das schlechteste Wahlergebnis seit fast einem Jahrhundert erhielt und seither nicht mehr in Regierungsverantwortung steht. Wenngleich die Geschichte der SAP gut erforscht ist, fehlt es nach Ansicht von Jens Gmeiner an einer „zusammenfassende[n] und detaillierte[n] Darstellung der Periode von 2006 bis 2010, in die sowohl Veränderungen des Parteienwettbewerbs als auch innerparteiliche Entwicklungen und Reformansätze sowie langfristige soziostrukturelle Erosionstendenzen der schwedischen Sozialdemokratie aufgenommen werden. Zudem fehlen bisher wissenschaftliche Anknüpfungspunkte, die es ermöglichen würden, die zukünftigen Perspektiven der SAP zu erörtern und gegenwärtige Herausforderungen systematisch darzustellen. In dieses wissenschaftliche Vakuum will die […] Arbeit stoßen“ (18). Der Autor skizziert die historischen Kontexte und Entwicklungen. Dann rekapituliert er die Wahlniederlage der SAP und identifiziert vier Gründe für das schlechte Abschneiden: erstens konnte die Moderate Sammlungspartei ihr Image einer wohlfahrtsfeindlichen Steuersenkungspartei abstreifen; zweitens bestrittet die SAP 2006 gemeinsam mit den bürgerlichen Parteien einen einheitlichen Blockwahlkampf und stellte bereits vor der Wahl die gemeinsamen Positionen der sogenannten Allianz für Schweden vor; drittens vermochten es die bürgerlichen Parteien dadurch, Berechenbarkeit und Konstanz zu vermitteln, während die SAP „an Initiativkraft und Regierungsfähigkeit einbüßte“ (67); viertens ging auch die Wahlkampfstrategie der SAP mit Ministerpräsident Persson im Zentrum nicht auf. In der Folge beging die SAP weitere strategische Fehler, wie Gmeiner in chronologischer Reihenfolge nachzuzeichnen vermag, die das erneute und nochmals schlechtere Abschneiden bei der Reichstagswahl 2010 erklären. Allerdings sind nach Ansicht des Autors nicht nur interne Schwächen und die Stärke anderer Parteien für das Ende der sozialdemokratischen Ära in Schweden verantwortlich, sondern überdies die großen kulturellen, ökonomischen und sozialen Transformationsprozesse, die auch die anderen europäischen Länder herausforder(te)n. Auf diese stellt die SAP seit 2006 – aus Sicht der Wähler_innen – keine überzeugenden Antworten mehr bereit.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Jens Gmeiner: Abschied von der sozialdemokratischen Hochburg Schweden? Stuttgart: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36401-abschied-von-der-sozialdemokratischen-hochburg-schweden_44289, veröffentlicht am 14.11.2013. Buch-Nr.: 44289 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken