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Katharina Hierl

Die Islamisierung der deutschen Integrationsdebatte. Zur Konstruktion kultureller Identitäten, Differenzen und Grenzziehungen im postkolonialen Diskurs

Münster: Lit 2012 (Politik, Gemeinschaft und Gesellschaft in einer globalisierten Welt 13); 176 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-643-11744-1
Magisterarbeit Erlangen‑Nürnberg. – Die Autorin setzt sich kritisch mit der jüngeren deutschen Integrationsdebatte auseinander. Sie kommt dabei zu dem Schluss, dass der Integrationsdiskurs durch das Element der schleichenden „Islamisierung“ geprägt ist. Islamisierung wird dabei nicht als Radikalisierung des Islams, sondern als verkürzte und unangemessene Kopplung der Integrationspolitik und des Integrationsbegriffs an religiöse Kategorien verstanden. Die Kritik der Autorin stützt sich in theoretischer Hinsicht insbesondere auf Foucaults Diskursbegriff und auf postkoloniale Theorien. Zur konstatierten Verengung der Integrationsdebatte tragen laut Katharina Hierl auch viele sozialwissenschaftliche Studien zum Thema bei, die den vorherrschenden politischen Diskurs durch die Übernahme unangemessener Integrationsperspektiven verstärkten. Sie schreibt: „Vor allem die prominente Islamkritik bedient sich in ihren Argumentationen postkolonialer Elemente. Während die Integrationssoziologie für eine Abkehr von diesen kulturalistischen und religionsbezogenen Erklärungsmustern plädiert, rezipieren die Sozialwissenschaften diese postkolonialen Muster häufig und reproduzieren diese dadurch“ (145). Stattdessen plädiert Hierl für einen objektiven Diskurs, dessen Voraussetzung die „totale Dekonstruktion dieser postkolonialen Strukturen“ (149) sei. Diese Formulierung bezeichnet letztlich aber auch das Problem ihrer Arbeit. Wenn die Dekonstruktion einseitig fokussiert vorgenommen wird, gehen auch damit unweigerlich Verengungen der Denkstrukturen einher. Die in Bezug auf die Integrationsdebatte angemahnte Objektivität kann eine Studie, die ihrer eigenen Argumentation kein potenzielles Kontra entgegenstellt, nicht wirklich leisten. So bleibt die These Hierls zwar durchaus vertretbar und wird teilweise gut begründet. Eine Auseinandersetzung mit Gegenargumenten hätte dem Buch jedoch gutgetan.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 2.35 Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Katharina Hierl: Die Islamisierung der deutschen Integrationsdebatte. Münster: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36392-die-islamisierung-der-deutschen-integrationsdebatte_43332, veröffentlicht am 14.11.2013. Buch-Nr.: 43332 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken