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Maria Bondes

Umweltaktivismus in Westchina. Zivilgesellschaftliche Ansätze, Wüstenbildung und Armut in der Oase Minqin

Berlin: regiospectra Verlag 2013; 165 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-940132-60-4
Der Oasenkreis Minqin, etwa so groß wie Schleswig‑Holstein, gilt als „grüner Wall“ (50), der das endgültige Zusammenwachsen zweier Wüsten verhindert, beschreibt Maria Bondes die Region, die sie, einem ethnografischen Ansatz folgend, erkundet hat. Durch den Klimawandel und den steigenden Wasserverbrauch sinkt dort der Grundwasserspiegel mit nicht nur negativen Folgen für die landwirtschaftliche Produktion, denen sich eine Abwanderung der Bevölkerung anschließt. Durch die Desertifikation entstehen Sandstürme, die sogar das Leben in der Hauptstadt Peking beeinträchtigen. Die Regierung hat daher die Bevölkerung in dem Kreis aufgerufen, gegen die Umweltzerstörung aktiv zu werden. Schon dieser Aufruf markiert einen gewichtigen Unterschied zwischen dem westlichen Verständnis einer Zivilgesellschaft, die sich vom Staat unabhängig engagiert, und den Spielregeln, die die Kommunistische Partei Chinas – unter Absicherung ihrer Macht – für konkrete Problemlösungen aufstellt. Maria Bondes fragt, inwieweit gesellschaftliche Akteure dem Aufruf der Regierung folgen und ob sie sich an die vorgegebenen Aufgabenfelder halten. Ihre Erkenntnisse bereitet die Autorin entlang der Vorstellungen von Zivilgesellschaft auf, bricht diese allerdings – um überhaupt auf China angewendet werden zu können – auf ein rein funktionalistisches Konzept herunter. Umrissen wird zunächst der strenge Rahmen, der gesellschaftlichen Organisationen bei ihrer Registrierung und Arbeit auferlegt wird. So verwundert es wenig, dass nur eine der fünf vorgestellten Gruppen „aus der betroffenen Bevölkerung selbst heraus entstanden ist“ (72). Die Einhegung der Organisationen durch verschiedene Anbindungen an staatliche Institutionen verhindert allerdings nicht, so zeigt sich, dass sie zumindest in ihrem Inneren demokratische Strukturen herausbilden und einüben. So gelingt es „einigen Akteuren zumindest ansatzweise, autonome Räume für politische Diskurse zu schaffen“ (131). Zudem verknüpfen diese Organisationen – im Gegensatz zur bisherigen Regierungspolitik – die Problemfelder Desertifikation und Armut miteinander. Ihre Leistung liegt daher „vor allem in ihrer Funktion als Korrektiv und Einkläger von Regierungspolitiken“ (135), schreibt Bondes abschließend. Insgesamt gelingt ihr in dieser Studie ausschnittweise ein genaues Bild gegenwärtiger politischer Prozesse in China zu zeichnen. Diese sind zwar weit von westlichen Maßstäben von Demokratie und Zivilgesellschaft entfernt, erweisen sich aber bei genauerem Hinsehen nicht zwangsläufig als von unten nach oben undurchlässig.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.682.222.261 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Maria Bondes: Umweltaktivismus in Westchina. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36357-umweltaktivismus-in-westchina_44483, veröffentlicht am 31.10.2013. Buch-Nr.: 44483 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken