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Klaus Meister

Thukydides als Vorbild der Historiker. Von der Antike bis zur Gegenwart

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2013; 278 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-506-77679-2
Klaus Meister, der bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2005 als Professor für Alte Geschichte gelehrt hat, legt mit dieser Monografie zu Thukydides ein Novum vor. Erstmals wird eine systematische Gesamtpublikation zur Rezeptionsgeschichte Thukydides nach seinem Tod vorgestellt. Diese Idee hatte der Autor bereits vor fünfzig Jahren. Nun präsentiert er sein Ergebnis. Nach einer recht knappen Einleitung beleuchtet er in fünfzehn chronologisch gegliederten Abschnitten den Einfluss des antiken Geschichtsforschers auf seine Nachwelt. Meister beginnt seine Untersuchung bei Xenophon, der von 430‑355 v. Chr. gelebt hatte. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass Thukydides großen Einfluss auf die Entstehung der Geschichtsschreibung ausgeübt hat. Auch bei den römischen Autoren und ihrer Beziehung zu Thukydides erkennt Meister, dass diese in ihm ein lehrreiches Vorbild sahen. In den folgenden Kapiteln untersucht Meister dessen Wahrnehmung von der Antike über das Mittelalter bis hin zur Neuzeit. Hierbei legt der Autor großen Wert auf die Darstellung durch Originalquellen. So zitiert er etwa den Historiker und Geschichtstheoretiker Johann Gustav Droysen, der im 19. Jahrhundert in Thukydides „den größten Historiker“ (192) aller Zeiten sah. In der Wahrnehmung Thukydides mischt sich neben viel Lob auch ein wenig Kritik, so wird ihm vorgeworfen, dass seine Objektivität auch durch Vorbehalte beeinflusst war. Die vorübergehende Infragestellung der Glaubwürdigkeit trübt allerdings nicht das Gesamturteil, wonach Thukydides einer der tiefgründigsten, wissenschaftlichsten und zuverlässigsten Autoren der Antike war. Abschließend untersucht Meister den Einfluss Thukydides auf die moderne Politikwissenschaft. Hier erkennt er Einflüsse seines Gedankenguts sowohl bei Popper, Voegelin und Strauss als auch bei politischen Denkrichtungen wie der des Realismus/Neorealismus. In der Summe bietet dieser Forschungsbeitrag – auch gerade aufgrund seiner Vielzahl an Originalquellen – eine differenzierte Betrachtung zur Wirkungsgeschichte dieses einflussreichen Historikers der Antike.
Mario-Gino Harms (MGH)
Dipl.Pol., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.31 | 5.2 | 5.1 Empfohlene Zitierweise: Mario-Gino Harms, Rezension zu: Klaus Meister: Thukydides als Vorbild der Historiker. Paderborn u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36320-thukydides-als-vorbild-der-historiker_43730, veröffentlicht am 24.10.2013. Buch-Nr.: 43730 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken