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Alexander Straßner

Militärdiktaturen im 20. Jahrhundert. Motivation, Herrschaftstechnik und Modernisierung im Vergleich

Wiesbaden: Springer VS 2013; 388 S.; 49,99 €; ISBN 978-3-658-02155-9
Politikwiss. Habilitationsschrift Regensburg; Begutachtung: M. Sebaldt, S. Bierling, D. Göler. – Im Mittelpunkt der Studie stehen die ökonomischen, sozialen und politischen Modernisierungspotenziale von Militärdiktaturen und die Frage, „inwiefern insgesamt modernisierungstheoretisches Gedankengut militärischer Machtübernahme und Machtausübung zugrunde liegt“ (10). Nach der Klärung grundlegender Begriffe und theoretischer Konzepte (Militär, Militärdiktatur, Systemtransformation, Modernisierung) entwickelt Alexander Straßner ein Operationalisierungskonzept, mit dem die Modernisierungsleistungen von Militärdiktaturen gemessen werden. Der Autor greift dazu neben dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf als Kernvariable für die wirtschaftliche Entwicklung auf den Human Development Index für die soziale sowie den Freedom House Index für die politische Entwicklung eines Landes zurück. Daran schließt sich die Erarbeitung eines Katalogs modernisierungshinderlicher und ‑förderlicher Funktionen des Militärs an. Während Straßner mit der Initiierung, Beschleunigung und Überwachung von Modernisierungsprozessen und der vorübergehenden Besetzung des zentralen politischen Entscheidungssystems zu Stabilisierungszwecken (Brückenfunktion) allgemeine modernisierungsförderliche Potenziale identifiziert, schält er entlang der drei zentralen Untersuchungsdimensionen (ökonomisch/sozial/politisch) weitere spezielle Modernisierungsfunktionen heraus. Im Zentrum der empirischen Analyse stehen dann Einzelfallstudien zu 19 per Zufallsstichprobe ausgewählten Militärdiktaturen im 20. Jahrhundert, wobei zu den Fallbeispielen Staaten aus Europa, Lateinamerika, Asien und Afrika gehören. Den Abschluss der Arbeit bilden ein systematischer Vergleich der Modernisierungsbilanz der untersuchten Länder und die Reflexion der Resultate im Lichte der eingangs vorgestellten Theorien. Straßner resümiert, dass Militärdiktaturen gegenüber zivilen demokratischen Regimen im 20. Jahrhundert keine signifikanten Modernisierungsvorteile reklamieren können und sieht Anzeichen dafür, „dass der Systemtypus Militärdiktatur unabhängig von Motivation, Intention, Struktur und Repressionsgrad global sowohl als Regimetyp als auch als Modernisierungsoption ausgedient hat“ (361).
Ulrich Heisterkamp (HEI)
Politikwissenschaftler, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Regensburg.
Rubrizierung: 2.25 | 2.2 | 2.61 | 2.63 | 2.65 | 2.67 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Alexander Straßner: Militärdiktaturen im 20. Jahrhundert. Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36235-militaerdiktaturen-im-20-jahrhundert_44472, veröffentlicht am 26.09.2013. Buch-Nr.: 44472 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken