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Christoph Jedan (Hrsg.)

Constellations of Value. European Perspectives on the Intersections of Religion, Politics and Society

Wien/Berlin: Lit 2013 (Theorizing the Postsecular 1); XIV, 183 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-90083-8
Der zumindest bis vor Kurzem noch weit verbreitete Gedanke einer linearen und deterministischen Entwicklung von einer religiösen hin zu einer säkularen Gesellschaft wird in diesem Sammelband, der den Auftakt der Reihe „Theorizing the Postsecular“ darstellt, hinterfragt. Dies geschieht auf unterschiedliche Art in drei Abschnitten, die jeweils auf die europäische Perspektive bezogen sind. In der Einleitung macht Christoph Jedan zunächst darauf aufmerksam, dass die strikte Dichotomie zwischen säkularen und religiösen Werten angesichts fließender Übergänge nicht haltbar sei. Dass es trotzdem zu dieser zwar mittlerweile seltener in der Literatur, aber nun überwiegend in der Öffentlichkeit verbreiteten Gegenüberstellung gekommen sei, erklärt Jedan ideengeschichtlich mit einem Blick auf zentrale Denker wie Machiavelli oder Kant, die ein essentialistisches Religionsverständnis vertraten. Der Herausgeber weist dann aber auf die vielfältigen Phänomene hin, die heute unter einer Definition von Religion fallen können, und zeigt zugleich auf, dass auch viele säkulare Werte entfernte Bezüge zu religiösen Auffassungen enthalten. Gegen den von den Kritikern der Religion vertretenen ideologischen Monismus plädiert Jedan für eine radikale Pluralisierung der öffentlichen Sphäre, die nur noch von minimalen prozeduralen Standards strukturiert werden sollte und so auch religiöse Argumente inkludieren könnte. Im ersten Teil untersuchen die Autorinnen und Autoren die Beiträge religiöser Traditionen im Hinblick auf die heutige Analyse der Trennung zwischen dem Säkularen und dem Religiösen. Gerlinde Baumann und Elian Cuvillier beschreiben beide die ambivalente Haltung der christlichen Religionen zur Herrschaft, die sich sowohl affirmativ als auch im Fall von Machtmissbrauch subversiv gegenüber Herrschenden verhalten könnten. Im zweiten Teil werden die Verbindungen und möglichen Konflikte zwischen religiösen und säkularen Werten analysiert. Zum Beispiel kritisiert Erin Wilson – ähnlich wie Jedan – die durch ein säkularistisches Narrativ geschaffenen Dichotomien wie etwa in Form einer irrationalen Religion versus eine rationale Säkularität. Im Gegensatz dazu betont Wilson die Unbestimmtheit und Überlappung der Begriffe, die durch die Neubestimmung des Verhältnisses den prinzipiellen Ausschluss religiöser Gründe, etwa weil sie irrational seien, hinterfragt. Das Werk endet mit dem dritten Teil über die drei religiösen Parteien in den Niederlanden. Diese seien angesichts der Säkularisierung der niederländischen Gesellschaft überraschend erfolgreich, werden aber nach Paul Lucardies Meinung zukünftig zunehmend unter Druck geraten.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.36 | 2.31 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Christoph Jedan (Hrsg.): Constellations of Value. Wien/Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36232-constellations-of-value_44343, veröffentlicht am 26.09.2013. Buch-Nr.: 44343 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken