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Colin Crouch

Jenseits des Neoliberalismus. Ein Plädoyer für soziale Gerechtigkeit. Aus dem Englischen von Georg Bauer

Wien: Passagen Verlag 2013; 233 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-7092-0067-4
Eine gute Verbindung von Kapitalismus und Wohlfahrtsstaat könne nur mit einer durchsetzungsfähigen Sozialdemokratie in nationalen und internationalen Kontexten erreicht werden. Mit dieser Forderung schließt der englische Politikwissenschaftler und Soziologe Colin Crouch seine Analysen zu Sozial‑ und Wohlfahrtspolitiken in den europäischen und nordamerikanischen Staaten im Zeitalter des Neokapitalismus. Die Banken‑ und Finanzkrise offenbare ein Missverhältnis der Machtstrukturen innerhalb sozialer und politischer Entscheidungsräume. Damit werde soziale Ungleichheit und ökonomische Unsicherheit weiter gefördert, ohne das Gewinnversprechen des Marktes, wonach dieser durch Eigenregulierung bei einem schrumpfenden Staatseingriff Chancen für alle Teilnehmer biete, einzulösen. Die sozialdemokratischen Parteien und die Gewerkschaften sind nach Crouch aufgerufen, ihre auch selbst gewählte Abseits‑ und Defensivposition aufzugeben und sich auf die Verbesserung von Arbeitnehmerrechten sowie auf die Wahrung der Interessen von Konsumenten und Bürgern allgemein zu besinnen. Die ökonomische Regulierung durch staatliches und lokales politisches Handeln verspreche die Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch zwischen Umwelt und Verbrauchern, Fortschritt und Nachhaltigkeit zu verbessern. Nicht die Überwindung des Kapitalismus ist das Ziel, so Crouch, der dafür aber plakativ die Ideologie des Neoliberalismus geißelt, sondern seine Einhegung in wohlfahrtsstaatliche Rahmenbedingungen, die Wirtschaftskraft und soziale Verantwortung verbinden. Die Sozialdemokratie wird zum Schlüsselakteur in Erinnerung ihrer Geschichte als Arbeiterpartei. In diesem Plädoyer, das einem Faktenfeuerwerk gleicht, fordert Crouch ein finanz‑ und marktpolitisches Umdenken. Dass globales Wachstum, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sich gegenseitig erfordern und bedingen, verleiht seiner Forderung nach Wandel und Gestaltung Nachdruck. Seinem Versprechen einer greifbaren Realität mangelt es allerdings an tatsächlichen praktischen Vorschlägen, beruft er sich doch nur auf ein politisches Wachrütteln anhand eines kritischen Leitfadens.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 5.43 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Colin Crouch: Jenseits des Neoliberalismus. Wien: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36165-jenseits-des-neoliberalismus_43925, veröffentlicht am 12.09.2013. Buch-Nr.: 43925 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken