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Tobias ten Brink

Chinas Kapitalismus. Entstehung, Verlauf, Paradoxien

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2013 (Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung 78); 372 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-593-39880-8
Habilitationsschrift Frankfurt a. M.; Begutachtung: A. Nölke, H. Holbig, W. Streeck. – Dass die Volksrepublik China ihre Produktion in Verhältnissen organisiert, die man am besten als Kapitalismus beschreibt, ist heute kein großes Geheimnis mehr. Die Zeit der Mao‑Bibeln ist vorbei, und sogar kommunistische Gruppierungen bezeichnen die Ökonomie Chinas als Staatskapitalismus. Doch Tobias ten Brink geht noch einen wichtigen Schritt weiter und analysiert die gesamte Entwicklung Chinas seit 1930 als einen Ausdruck der genuinen Dynamik des globalen Kapitalismus. Kommunistische Entwicklungsdiktatur als systematische Vorstufe zu kapitalistischer Produktion? – So schnell wird aus einer Habilitationsschrift eine äußerst interessante Herausforderung für die gewohnten akademischen Frontstellungen. Der Autor legt sich für seine Untersuchung einen eigenen Analyserahmen zu und konzipiert kapitalistische Systeme anhand von fünf Merkmalen: Organisation von Konkurrenz als Sanktion, Organisation von sozialer Abhängigkeit und Stratifikation, Entwicklung des Finanzsystems, Verhältnis von Staat und Ökonomie sowie Grad der Globalisierung. Diese Merkmale verknüpft er mit Betrachtungen über die drei Gruppen der Unternehmer, der Arbeiterschaft und der staatlichen Akteure, um so die aktuellen Entwicklungstrends des chinesischen Kapitalismus nachzuvollziehen. Es handelt sich also eher um eine soziologische, nicht um eine marxistische Kapitalismusanalyse, die sich dabei strikt an die tatsächlichen praktischen Verhältnisse hält und den ideologischen Hintergrund bewusst ausklammert. Diese Entscheidungen setzen sich im letzten Teil fort, wo der eigentlich springende Punkt, nämlich die welthistorische Bedeutung der chinesischen Entwicklung hin zu einem Kapitalismus mit asiatischen Werten, dann leider etwas zu kurz kommt. Wer aber wirklich etwas über die Geschichte Chinas und seine ökonomischen Eckdaten lernen will, bekommt mit diesem Buch reichlich Material an die Hand.
Florian Geisler (FG)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 2.68 | 2.2 | 2.21 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Florian Geisler, Rezension zu: Tobias ten Brink: Chinas Kapitalismus. Frankfurt a. M./New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36097-chinas-kapitalismus_43968, veröffentlicht am 22.08.2013. Buch-Nr.: 43968 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken