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Eva-Maria Stolberg (Hrsg.)

The Soviet Union and the United States. Rivals of the Twentieth Century. Coexistence and Competition

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2013; 262 S.; 49,95 €; ISBN 978-3-631-62510-1
Wenngleich vereinfachend von zwei Blöcken gesprochen wird, die sich im Kalten Krieg gegenüberstanden, so sind die USA und die Sowjetunion doch keineswegs als monolithische und statische Gebilde aufzufassen. Vielmehr gab es während des Kalten Krieges erhebliche Veränderungen kultureller und sozialer Natur, an die sich die beiden Länder anpassen mussten, um ihren geopolitischen Status weiter verteidigen oder gar ausbauen zu können. Vor diesem Hintergrund möchte Eva‑Maria Stolberg zu einer Neuinterpretation der Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion anregen. Entsprechend ist es gerade nicht das Ziel der Autor_innen, die „hohe Politik“ mithilfe der konventionellen Herangehensweise zu replizieren, sondern sie fokussieren von einer innovativen Bottom‑up‑Analyse aus ethische, kulturelle, soziale und mediale Themen, um so die vielfältigen Aspekte in den Beziehungen zu beleuchten. Im Sammelband finden sich denn auch Artikel, die durchaus relevante, aber von der historischen und politikwissenschaftlichen Mainstream‑Literatur kaum aufgegriffene Facetten zum Gegenstand haben. Dies gilt beispielsweise für den Beitrag von Dina Fainberg, die nachspürt, auf welche Arten internationale Korrespondenten den Durchschnittsrussen oder ‑amerikaner beschrieben, um die Überlegenheit des eigenen Landes zu demonstrieren. Fainberg findet heraus, dass Russen von den US‑Journalisten zwar auch als familienbezogen und gastfreundschaftlich dargestellt wurden, aber deutlich jene Schilderungen überwogen, die auf einen überbordenden Verwaltungsapparat innerhalb des Gesundheitssystems sowie fehlende Konsumgüter und Privatsphäre abstellten, um die anormalen Verhältnisse in der Sowjetunion zu unterstreichen. Demgegenüber fand sich bei russischen Journalisten ein klares Klassenkampfdenken, wodurch die amerikanische Bevölkerung als Opfer des Kapitalismus gesehen wurde. Gleb Tsipursky untersucht eine in der Sowjetunion entstandene Gegenkultur, die vorrangig aus männlichen Jugendlichen bestand, deren Eltern der Elite angehörten und die deshalb die Möglichkeit hatten, westliche Zeitungen zu lesen. Ihre Selbstidentifikation mit der amerikanischen Populärkultur entstand – so die Argumentation des Autors – dann auch als eine Reaktion auf die offiziellen Vorbilder für die sowjetische Jugend.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.22 | 2.62 | 2.64 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Eva-Maria Stolberg (Hrsg.): The Soviet Union and the United States. Frankfurt a. M. u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36094-the-soviet-union-and-the-united-states_44030, veröffentlicht am 22.08.2013. Buch-Nr.: 44030 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken