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Günter Brakelmann

Streit um den Frieden 1979-1999. Beiträge zur politischen und innerprotestantischen Diskussion im Rahmen des überparteilichen Arbeitskreises "Sicherung des Friedens"

Berlin: Lit 2013 (Entwürfe zur christlichen Gesellschaftswissenschaft 28); 255 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-643-12078-6
In seinen Beiträgen aus den Jahren von 1979 bis 1999, die in diesem Band zusammengestellt sind, thematisiert Günter Brakelmann Sicherheit und Frieden aus der Perspektive einer protestantischen Verantwortungsethik. Entstanden sind die Artikel im Rahmen des Arbeitskreises „Sicherung des Friedens“, der im Anschluss an den NATO‑Doppelbeschluss von 1979 gegründet wurde und sich als kritischer Partner der Friedensbewegung verstand. Den Auftakt der 38 zumeist knappen Artikel und Vorträge bildet der Beitrag „Der friedenssichernde Auftrag der Macht. Von den Aufgaben einer Politik des Friedens“ von 1985. In diesem wie auch in anderen Beiträgen kritisiert Brakelmann das illusionäre Denken, wie es teils auch in der Friedensbewegung anzufinden gewesen sei. Konkret wird der Vorwurf erhoben, dass die anthropologisch angelegte und „nicht aufhebbare Ambivalenz des Menschen“ (25) ignoriert worden sei. Insofern der Mensch nicht nur gut sei, müsse auch immer mit einem Hang zur gewalttätigen Lösung von Konflikten gerechnet werden. Brakelmann plädiert daher für eine realistische Friedenspolitik, die sich der Gefahr des Krieges immer bewusst ist. Nötig sei für diese Friedenspolitik auch die Einsicht, dass eine Einhegung von Macht nur mit einer „politischen und moralischen Gegenmacht“ (28) möglich sei. Die Forderung geht dann soweit, dass akzeptiert werden müsse, dass Atomwaffen im Rahmen eines defensiven Sicherheitssystems befürwortet werden könnten, da sie konventionelle Kriege verhindern könnten. Weitere Beiträge zum Thema etwa im Zusammenhang mit der Rolle Europas, Deutschlands oder der Bundeswehr schließen an den ersten, wegen seiner nüchternen und realistischen Auffassung programmatischen Artikel an. Interessant ist dann unter anderem die Erklärung zum Golfkrieg von 1991, in der der Krieg angesichts der Aggression und Menschenrechtsverletzungen durch Saddam Hussein für legitim erachtet wird. Es wird zudem der – wohl immer noch aktuelle – Aufruf an Christen gemacht, den christlich‑islamischen Dialog zu intensivieren, „um Missverständnisse auf beiden Seiten abzubauen und vor allem die Toleranz‑ und Friedenspotentiale beider Religionen herauszufinden“ (207).
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 5.44 | 4.21 | 2.324 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Günter Brakelmann: Streit um den Frieden 1979-1999. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36069-streit-um-den-frieden-1979-1999_43872, veröffentlicht am 15.08.2013. Buch-Nr.: 43872 Rezension drucken