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Marc Brandstetter

Die NPD unter Udo Voigt. Organisation. Ideologie. Strategie

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Extremismus und Demokratie 25); 402 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-8329-7083-3
Diss. TU Chemnitz; Begutachtung: E. Jesse, H.‑J. Veen. – Die NPD ist eine relativ intensiv beforschte Partei. Jedoch gibt es nur wenige Monografien, die die Partei im Längsschnitt in den Blick nehmen. Brandstetters Arbeit umfasst den Zeitraum von 1996 bis 2011 und deckt damit die Ära der Partei unter dem ehemaligen Parteivorsitzenden Udo Voigt ab. Der Autor möchte mit der Arbeit explizit die Längsschnittanalyse von Uwe Hoffmann fortschreiben, in der die NPD von ihrer Gründung bis zum Jahr 1998 untersucht wurde (siehe Buch‑Nr. 13874). Drei Forschungsfragen soll die Studie beantworten: In welcher Hinsicht hat sich die Partei unter Voigt geändert? Welche Rolle spielt die Modernisierung der Partei für deren relativen Erfolge? Inwieweit handelt es sich um eine erfolgreiche Modernisierung? Dazu werden vor allem folgende Aspekte der NPD untersucht: Organisation und Mitglieder, Wahlteilnahmen und Wähler, Machtkämpfe und Absplitterungen sowie Ideologie und Programmatik. Dies geschieht zunächst überblicksartig für die Gründungsphase mit den ersten Erfolgen von 1964 bis 1972 sowie der zweiten Phase von 1972 bis 1996, die durch den Niedergang der Partei gekennzeichnet war. Umfangreich und detailliert geht der Autor dann auf diese Aspekte in der Amtszeit von Voigt ein. Er arbeitet dazu nicht nur kenntnisreich die einschlägige Literatur auf, sondern wertet auch zahlreiche Primärquellen aus. Dazu gehören eigene Interviews mit NPD‑Funktionären und seine teilnehmende Beobachtung von verschiedenen NPD‑Veranstaltungen im Bundesgebiet. Brandstetter kommt zu dem Ergebnis, dass die NPD sich seit 1996 „organisatorisch, programmatisch und strategisch anders ausgerichtet“ (359) und politisch radikalisiert habe. Die NPD nutze die günstigen Gelegenheitsstrukturen in Ostdeutschland, um sich ansatzweise zu etablieren. Trotzdem habe die NPD mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Anhaltende Erfolglosigkeit in Westdeutschland, ernsthafte Finanzprobleme und fortwährende Machtkämpfe gehörten zu den wichtigsten Schwachpunkten der NPD. Ungeachtet vereinzelter Wahlerfolge bleibe die NPD deswegen „eine nahezu unbedeutende politische Größe.“ (370) In der Gesamtschau ist dem Autor eine sehr informative und gut lesbare Studie gelungen. Im Vergleich zur zeitgeschichtlichen Deskription kommt die politikwissenschaftliche Analyse allerdings zu kurz. Hier hätte eine intensivere Auseinandersetzung mit entsprechenden Partei‑ und Organisationstheorien tiefergehende Erkenntnisse ermöglicht.
Christoph Busch (CHB)
Dr., Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rubrizierung: 2.37 | 2.331 | 2.313 | 2.315 | 2.332 Empfohlene Zitierweise: Christoph Busch, Rezension zu: Marc Brandstetter: Die NPD unter Udo Voigt. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36049-die-npd-unter-udo-voigt_43537, veröffentlicht am 08.08.2013. Buch-Nr.: 43537 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken