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Hannah Beitzer

Wir wollen nicht unsere Eltern wählen. Warum Politik heute anders funktioniert

Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2013 (Rowohlt Polaris); 191 S.; 12,99 €; ISBN 978-3-499-62247-2
Differenzen zwischen den „Älteren“ und den „Jüngeren“ gehören wahrscheinlich seit Beginn zur Menschheitsgeschichte; und so ist es auch jetzt: „Vor allem unsere (politische) Elterngeneration, die zu den späten Ausläufern der 68er gehört, wird nicht müde, die Jungen zu triezen: Euch geht es nur um euch selbst, um Geld und ein kleines Häuschen im Grünen. Politik ist euch doch egal!“ (7) Dass das so pauschal nicht stimmt, zeigt die 1982 geborene Journalistin Hannah Beitzer – also eine Vertreterin der jüngeren Generation – in ihrem unterhaltsam geschriebenen Buch, das nach dem Erfolg der Piratenpartei entstand. Die Lektüre ist allen Generationen zu empfehlen, um Einblicke in die Lebenswelt der Jungen zu erhalten. Zwischen „früher“ und „heute“ gibt es, so zeigt sich, einige Unterschiede, weshalb die Autorin am Ende ihres Buches zu Recht konstatiert: „Der Generationenkonflikt ist also da. Er ist nur – wie die Welt – ein wenig komplexer als früher. Ein klares Feindbild fehlt.“ (186) Letzteres hänge damit zusammen, dass die Jüngeren nach dem Ende des Ost‑West‑Konfliktes – also in einer postideologischen Zeit – politisch sozialisiert bzw. erst geboren worden seien: „Für Marx, Lenin und wie sie alle hießen hatten wir eher historisches Interesse, ihre Theorien waren für uns eher ein Geschichtsbuch als eine Anleitung für die Verwirklichung einer idealen Gesellschaft.“ (68) Das präge ebenso wie die Globalisierung die Haltung zur Politik. Diese „Kinder der Globalisierung“ (21) seien pragmatischer als frühere Generationen und verlangten „von den Parteien, dass sie auch ehrlich zugeben, wenn sie mit ihrem bisherigen Kurs nicht weiterkommen“ (122 f.). Ohnehin werde das Engagement in Parteien verstärkt durch Einzelaktionen abgelöst, denn die Jungen „überlegen […] genau, wofür wir unsere Kraft einsetzen“ (48). Die politischen Aktionen der „Generation Y“, also der um die Jahrtausendwende Sozialisierten, werden auch – so ein weiterer wichtiger Aspekt, den die Autorin anführt – durch das Internet determiniert. Das Netz berge ein oft übersehenes Potenzial in sich, so sei es doch „mit seinen zahlreichen Möglichkeiten der Vernetzung das perfekte Instrument für direkte Demokratie“ (111).
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Hannah Beitzer: Wir wollen nicht unsere Eltern wählen. Reinbek bei Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36038-wir-wollen-nicht-unsere-eltern-waehlen_44067, veröffentlicht am 08.08.2013. Buch-Nr.: 44067 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken