Skip to main content
Steffi Marung

Die wandernde Grenze. Die EU, Polen und der Wandel politischer Räume 1990-2010

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013 (Transnationale Geschichte 1); 400 S.; geb., 69,99 €; ISBN 978-3-525-30165-4
Diss. „Global Studies“ Leipzig; Begutachtung: M. Middell, S. Troebst. – Das Konzept transnationaler Historiografie hat sich in den vergangenen Jahren zu einem breit rezipierten Ansatz innerhalb der Geschichtswissenschaften entwickelt. Die Arbeit von Steffi Marung bildet in diesem Forschungsumfeld den Auftaktband zur Reihe Transnationale Geschichte. Sie wird von Matthias Middell (Leipzig) und Michael Geyer (Chicago) herausgegeben und soll empirisch angelegte Studien zu Transnationalisierungsprozessen und ihren Akteuren bieten. Marung kombiniert Ansätze der Europäisierungs‑ und der Globalisierungsforschung, um die Rolle von Territorialisierungsprozessen im Rahmen der EU‑Osterweiterung zu analysieren. Das Forschungsinteresse gilt der Frage, wie „politische Räume im Zuge gesellschaftlicher Deutungsprozesse imaginiert, geordnet, produziert“ (21) werden. Unterschieden wird dabei zwischen „Europa“ und „EUropa“ (42), was im Schriftbild manchmal irritieren mag, aber die vielfach fälschlicherweise vorgenommene Gleichsetzung von Europa mit dem Raum der EU zu umgehen hilft. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht Polen – im Sinne politischer Institutionen, gesellschaftlicher Gruppierungen und von Privatpersonen – als Akteur und Objekt im Erweiterungsprozess. Auf der Basis von Verwaltungsschriftgut, Presseartikeln, Experteninterviews und der Forschungsliteratur entfaltet die Autorin ein dichtes Panorama des „Territorialisierungsregimes“ (35), das von der EU an ihren Außengrenzen etabliert wird und zur Schaffung eines „Ergänzungsraumes“ (47) führt. Dieser wird zunächst noch nicht vollständig in die EU‑Strukturen integriert, gleichwohl stark von den Politiken der Union beeinflusst. Das Beispiel Polen ist dabei besonders interessant, weil das Land dem Ergänzungsraum zunächst selbst angehörte, ihn nach dem Beitritt 2004 dann aber mitzugestalten begann. Die Vorstellungen polnischer Europapolitiker mussten in diesem Prozess sowohl mit den Vorgaben der EU verhandelt als auch in der eigenen Gesellschaft diskutiert werden. Die Einführung einer spezifisch östlichen Komponente in die Nachbarschaftspolitik der Union kann als gewichtiger Erfolg der polnischen Politik gedeutet werden.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 3.6 | 2.61 | 3.1 | 3.5 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Steffi Marung: Die wandernde Grenze. Göttingen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35997-die-wandernde-grenze_43827, veröffentlicht am 25.07.2013. Buch-Nr.: 43827 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken