Skip to main content
Pavel Holländer

Rechtspositivismus versus Naturrechtslehre als Folge des Legitimitätskonzepts

Berlin: Duncker & Humblot 2013 (Schriften zur Rechtstheorie 265); 147 S.; 62,90 €; ISBN 978-3-428-14104-3
Der sperrige Titel dieses Buches passt durchaus zu seinem sperrigen Inhalt. Dies liegt nicht nur an der Dichte von Pavel Holländers Text und an der Komplexität des Themas – das Spannungsfeld Rechtspositivismus und Naturrecht ist geradezu das klassische rechtsphilosophische Problem schlechthin. Es liegt leider auch an der fehlenden Struktur der Arbeit und der Sprunghaftigkeit der Argumentation: Der Prager Rechtsphilosoph und Vizepräsident des tschechischen Verfassungsgerichts Holländer beschwört suggestiv und stichwortartig einzelne Aspekte, skizziert sie dann anhand einiger Querverweise, um schließlich zum nächsten nicht immer naheliegenden Problem überzugehen. Das Textverständnis wird noch durch den wenig gelungenen Ausdrucksstil erschwert – ein Lektorat kann dieses Buch wohl kaum gesehen haben. Im Kern scheint es dem Autor darum zu gehen, dass die Frage nach der Legitimation politischer Ordnung bis heute ein Spannungsverhältnis von Rechtspositivismus und Naturrecht provoziert. Hier greift er auf die Kontroverse zwischen Joseph Raz bzw. John Hart und Robert Alexy bzw. Ronald Dworkin zurück und ergänzt diese mit nicht immer klar begründeten juristischen, literarischen, historischen oder religiösen Exkursen. Einigermaßen deutlich tritt ein rechtstheoretisch untermauerter Vorbehalt gegenüber einem zu großen positivistischen Zutrauen in demokratische Akteure, insbesondere Parteien hervor. Diese Skepsis dürfte die politische Situation im Tschechien der vergangenen Jahre spiegeln. Die Varianz der politischen Systeme und die Existenz totalitärer Systeme im 20. Jahrhundert beweist für Holländer, dass jede Legitimation letztlich auf metaphysische bzw. überpositive Argumente zurückgreifen müsse. Zwar beschränke sich diese Rückkehr des Naturrechts lediglich auf die Legitimation der Rechtsordnung an sich, also das, was Hans Kelsen Grundnorm nennt. Faktisch rechtfertigt sie aber das, was man nüchtern als Stärkung des Richterrechts oder besorgter als Judizialisierung der Politik bezeichnet. Informativ ist das letzte Kapitel, in dem einige tschechische Rechtsphilosophen (u.a. Franz Weyr) vorgestellt werden. Aber auch die argumentative Einbindung dieses Abschnitts wird nicht weiter begründet.
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.44 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Pavel Holländer: Rechtspositivismus versus Naturrechtslehre als Folge des Legitimitätskonzepts Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35983-rechtspositivismus-versus-naturrechtslehre-als-folge-des-legitimitaetskonzepts_44083, veröffentlicht am 25.07.2013. Buch-Nr.: 44083 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken