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Maria Mesner / Heidi Niederkofler (Hrsg.)

Johanna Dohnal. Ein politisches Lesebuch

Wien: Mandelbaum Verlag 2013 ; 294 S. ; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-85476-407-6
Johanna Dohnal (1939–2010) gilt als Beispiel für die österreichische Frauenpolitik der vergangenen drei Jahrzehnte, die sie unter anderem in ihren Ämtern als Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen (1979–1990) und Bundesministerin für Frauenangelegenheiten (1990–1995) entscheidend mitgeprägt hat, so die Herausgeberinnen. Eine Auswahl ihrer Reden soll nun einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Dazu wurden die ausgewählt, die die Schwerpunkte vergangener und gegenwärtiger Frauen‑ und Gleichstellungspolitik abbilden. Neun thematische Bereiche wie etwa die Fristenregelung, die Quotendiskussion oder die Lohngerechtigkeit werden so abgedeckt. Jeder Bereich enthält ein bis drei Reden Dohnals. Jeweils ein weiterer Beitrag anderer Autorinnen hilft, ihre Aussagen in den zeithistorischen Kontext einzubetten, indem die thematischen Entwicklungen skizziert und analysiert werden. Auch das Glossar der in den Beiträgen erwähnten Personen, Ereignisse und Begriffe dient dem Verständnis der Lektüre. In der Rede „Test the West. Geschlechterdemokratie und Gewalt“ im interessanten Bereich „Gewaltverhältnisse und Geschlecht“ (17 ff.) geht Dohnal auf die alltägliche Gewalt gegen Frauen ein, trotz mancher Fortschritte auf diesem Gebiet. Optimistisch geht sie dennoch davon aus, dass die „westliche Geschlechterdemokratie“ (27) ihre Prüfung bestehen werde. Birgit Sauer kommentiert diesen Beitrag mit einem Überblick über die Frauenbewegung. Diese erweiterte nicht nur den Politikbegriff, indem sie die Trennung von Politischem und Privatem aufbrach, sondern auch den Begriff der Gewalt. Gewalt in Intimbeziehungen wird nun eingeschlossen und die strukturellen Gewaltverhältnisse zwischen Männern und Frauen werden als Ursache für Geschlechtergewalt angesehen. In ihrer Rede „Frauenrechte – Menschenrechte“ (219 ff.) erinnert Dohnal daran, dass die Menschenrechte lange Zeit Männerrechte waren und auch 1993 noch sind. Um diese Rechte einzufordern, verlangt sie in dem Vortrag „Mein Prinzip heißt Einmischung“ (260 ff.) genau diese Einmischung besonders von Frauen. Dieser Aufruf zu Einmischung kann als Grundtenor der Reden verstanden werden, mit dem sie zugleich fordernd wie auch motivierend wirken möchte.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.42.12.222.27 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Maria Mesner / Heidi Niederkofler (Hrsg.): Johanna Dohnal. Wien: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35939-johanna-dohnal_43773, veröffentlicht am 14.07.2013. Buch-Nr.: 43773 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken