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Katharina Schneider (Hrsg.)

Der politische Feuerbach

Münster u. a.: Waxmann Verlag 2013 (Internationale Feuerbachforschung 5); 169 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-8309-2824-9
Dem Philosophen Ludwig Feuerbach ist bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gemeinhin die undankbare Position zwischen den „Übergrößen“ Hegel und Marx zugewiesen worden, auf der er als Denker marginalisiert und die Bedeutung seiner Philosophie lange Zeit kaum richtig wahrgenommen wurde. Dabei fanden sich in seinen Erkenntnissen nicht nur bereits die Grundlagen der modernen Psychologie und Ethnologie, sondern vielmehr hatte der in Fragen der Tagespolitik als zurückhaltend geltende Denker seine Philosophie und seine bekannte Religionskritik auch als intellektuelle Basis für politischen Aktivismus verstanden wissen wollen. Diese Lücke versuchen die Beiträger nun zu schließen. „Religiös müssen wir wieder werden – die Politik muss unsere Religion werden – aber das kann sie nur, wenn wir ein Höchstes in unserer Anschauung haben, welches uns die Politik zur Religion macht“ (58) lautet eines der Feuerbach’schen Paradigmen, das hier ganz wesentlich den Analyserahmen des Werkes absteckt. Der aus einer Tagung hervorgegangene Band versammelt zehn Aufsätze in deutscher und englischer Sprache, dazu ein Geleitwort und einen Nachruf auf den jüngst verstorbenen Werner Schuffenhauer, der sich mit der Erforschung Ludwig Feuerbachs und der Edition seiner Schriften große Verdienste erworben hat. Inhaltlich befassen sich die Beiträge unter anderem mit der Bedeutung der Sinnlichkeit und dem Begriff der Leiblichkeit, die der Lehre Feuerbachs einen eigenen Wert jenseits des Hegel’schen Idealismus und fern des Marx’schen Materialismus zuweisen. Daneben geht es um das Verhältnis zu seinem Zeitgenossen Julius Fröbel und um die Frage, welche Rolle seine Schriften im heutigen Schulunterricht spielen könnten, die etwa mit deren Interdisziplinarität beantwortet wird. Dass der Band dabei einige inhaltlich widersprüchliche Positionen versammelt und thematisch nicht umfassend, sondern in seiner Zusammensetzung sehr selektiv daherkommt, zeugt letztlich nur davon, dass es sowohl für die Wahrnehmung des politischen Feuerbachs als auch für die Herausstellung der Eigenständigkeit seiner Philosophie noch einiges zu tun gibt.
Michael Vollmer (MV)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, TU Chemnitz.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Michael Vollmer, Rezension zu: Katharina Schneider (Hrsg.): Der politische Feuerbach Münster u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35918-der-politische-feuerbach_43835, veröffentlicht am 04.07.2013. Buch-Nr.: 43835 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken