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Oliver Jahraus / Armin Nassehi / Mario Grizelj / Irmhild Saake / Christian Kirchmeier / Julian Müller (Hrsg.)

Luhmann-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung

Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler 2012; XI, 471 S.; 59,95 €; ISBN 978-3-476-02368-1
Nicht ohne Grund unterstreichen die Herausgeber eingangs, dass sich Niklas Luhmann, trotz seiner weit über den deutschen Sprachraum hinausreichenden Prominenz, deutlich von anderen bedeutenden Autoren unterscheidet, die – wie Theodor W. Adorno, Jürgen Habermas, Michel Foucault oder Jacques Derrida – in der akademischen Öffentlichkeit als Meisterdenker gelten. Diese Differenz hängt zum einen mit Luhmanns betonter Abneigung zusammen, sich im Habitus eines die Gesellschaft belehrenden Intellektuellen zu präsentieren. Zum anderen entzieht sich der von Luhmann vertretene Theorietypus durchgängig den Aktualitätserfordernissen, die sich unmittelbar aus gesellschaftlichen Problemlagen ableiten lassen. Was gerade an seinem Werk oft als Obsession einer befremdenden Spezialterminologie wahrgenommen wird, ist vielmehr Ausdruck einer fast szientifisch zu nennenden Leidenschaft, „gesellschaftliche Probleme als wissenschaftliche Probleme zu reformulieren“ (IX). Von diesen Prämissen ausgehend haben sich die Herausgeber für eine Anlage des Handbuchs entschieden, die sich auf theoriekonstruktive Fragen konzentriert und den für das Werk relevanten Begriffs‑ und Theorieapparat von außen beobachtbar machen möchte. Die Gliederung in acht thematische Kapitel folgt einer klugen und überzeugenden Konzeption, wobei der Schwerpunkt auf eher kürzeren Beiträgen liegt. Nach sehr knapp gehaltenen biografischen Skizzen werden zunächst Vorläufer des Luhmann‘schen Werkes – unter anderem Edmund Husserl, Talcott Parsons, George Spencer‑Brown – vorgestellt und mit Blick auf Differenzierungs‑, Evolutions‑, Kommunikations‑, Medien‑ und Gesellschaftstheorie die wesentlichen Komponenten der Systemtheorie behandelt. Den Anspruch des Handbuchs, ein Theoriemanual zu bieten, lösen vor allem Kapitel IV – eine Diskussion von dreißig Grundbegriffen – und Kapitel V ein, das Luhmanns wichtigste Schriften systematisch behandelt. Die abschließenden drei Kapitel ordnen das Werk in einen theoretischen und disziplinären Kontext ein. Dabei geht es um Bezüge und Differenzen zu anderen Theorien, die Rezeption Luhmanns in unterschiedlichen Disziplinen und schließlich um eine schlaglichtartige Diskussion kritischer Wahrnehmungen der Systemtheorie selbst.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.46 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Oliver Jahraus / Armin Nassehi / Mario Grizelj / Irmhild Saake / Christian Kirchmeier / Julian Müller (Hrsg.): Luhmann-Handbuch. Stuttgart/Weimar: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35901-luhmann-handbuch_42327, veröffentlicht am 04.07.2013. Buch-Nr.: 42327 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken