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Masao Maruyama

Freiheit und Nation in Japan. Ausgewählte Aufsätze 1936-1949. Band 2. Hrsg. von Wolfgang Seifert

München: iudicium 2012; 182 S.; kart., 15,- €; ISBN 978-3-86205-091-8
Mit diesem zweiten Band werden vier Aufsätze des Politikwissenschaftlers Masao Maruyama (1914‑1996) aus den Jahren 1947 bis 1949 für deutschsprachige Leser zugänglich gemacht (zum ersten Band siehe Buch‑Nr. 33753). Wie Wolfgang Seifert in seinem Vorwort zurecht anmerkt, zeigt sich in diesen Aufsätzen über die Thematik Freiheit und Nation, dass Maruyama ein „historisch denkender Politikwissenschaftler und zugleich ein politisch denkender Ideenhistoriker“ (8) gewesen ist. Im ersten Aufsatz beschreibt Maruyama das Denken des Publizisten Kuga Katsunan (1857‑1907) als nationalistisch. Diesen Nationalismus bezeichnet Maruyama als fortschrittlich, weil dieser auf einer „richtigen Balance zwischen dem zentrifugalen Element (der Freiheit des Einzelnen) und dem zentripetalen Element (der Staatsmacht)“ beruhte. Dass man überhaupt noch einen Nationalismus verteidigen konnte, ist, wie Seifert erläutert, bei Historikern auf Kritik gestoßen, sei aber dann nachzuvollziehen, wenn man den damaligen Kontext bedenke, in dem auch andere, aber noch weniger akzeptable Nationalismusverständnisse vorherrschten. Im zweiten Aufsatz konstatiert Maruyama, ein Freiheitsverständnis sei schon unter der Herrschaft der Tokugawa‑Shogune vorhanden gewesen. Allerdings habe es sich dabei nur um eine Form „sinnlicher Freiheit“ gehandelt, die ohne Bezug zum modernen Verständnis einer als „Selbstbestimmung verstandene[r], vernünftige[r] Freiheit“ (51) gestanden habe. Für die damalige Zeit nach dem Krieg sah er es als nötig an, eine Auseinandersetzung über menschliche Freiheit zu führen, wobei der Träger der Freiheit nicht der Bürger sein könne, sondern die „breite Masse der Arbeitenden“ (55). Eine weitere Debatte fordert Maruyama im vierten Aufsatz über die zwei politischen Prinzipien, die den Aufbau eines modernen Staates begleiteten und prägten: Die Konzentration der politischen Macht und die Ausweitung politischer Partizipation. Er beklagt das Fehlen einer solchen Debatte nach dem Krieg, obwohl Japan auf eine Tradition aus der Meiji‑Zeit, in der über das Verhältnis der beiden Prinzipien öffentlich diskutiert worden war, hätte zurückgreifen können.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 5.46 | 2.68 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Masao Maruyama: Freiheit und Nation in Japan. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35816-freiheit-und-nation-in-japan_43482, veröffentlicht am 18.04.2013. Buch-Nr.: 43482 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken