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Michael Gehler / Imke Scharlemann (Hrsg.)

Zwischen Diktatur und Demokratie. Erfahrungen in Mittelost- und Südosteuropa. Hildesheimer Europagespräche II

Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms Verlag 2013 (Historische Europa-Studien 10); 728 S.; 69,80 €; ISBN 978-3-487-14833-5
Seit 2006 existiert an der Universität Hildesheim eine Vortragsreihe, in der sich Wissenschaftler, Politiker und Diplomaten zu Fragen der europäischen Geschichte und der europäischen Integration äußern. Nachdem kürzlich ein Band zu Deutschland und Westeuropa vorgelegt wurde (siehe Buch‑Nr. 41522), folgt nun der Blick nach Ost‑ und Südosteuropa. Beleuchtet werden vor allem die Transformationsprozesse nach 1989/91. Auf eine kurze Zusammenfassung der Expertenvorträge folgt jeweils ein ausführliches Interview. Die Gespräche weisen in ihren persönlichen Bezügen auf einige interessante Perspektiven der jüngeren europäischen Geschichte und des aktuellen Integrationsprozesses hin. Im ersten Abschnitt zur Sowjetunion und Polen äußert sich die Kulturwissenschaftlerin Hannah Maischein zum Konzept des Messianismus in der polnischen Gesellschaft. Dabei wird deutlich, dass seit 1989 zunehmend ein ironischerer Umgang mit der Vorstellung von Polen als dem „Christus unter den Völkern“ (114) gepflegt wird. Gleichwohl wird diese Vorstellung im politischen Leben weiter tradiert und auch auf europäischer Ebene angewandt. Den Revolutionen von 1989 in der Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien ist der zweite Abschnitt gewidmet. Der Politologe László J. Kiss beleuchtet die Wechselwirkungen des ungarischen Reformkommunismus mit der Perestroika unter Michail S. Gorbatschow. Der damalige Reformkurs bleibe – gerade im Hinblick auf sozialstaatliche Fragen – bis heute für die ungarische Gesellschaft prägend. Der dritte Abschnitt konzentriert sich auf Südosteuropa. Der Jurist und Politiker Erhard Busek beleuchtet den 1999 ins Leben gerufenen Stabilitätspakt für diesen Raum. Dabei hebt er besonders dessen Bedeutung für die Energiesicherheit der EU hervor, da hierüber die Verbindungen in den asiatischen Raum verlaufen. Als eigenständige Region werden Italien, Griechenland und die Türkei im vierten Abschnitt begriffen. Der Politologe Hüseyin Ba?ci widmet sich den Beziehungen der Türkei zur EU. Er betont, dass es trotz anderslautender Rhetorik für das Land „keine vernünftige Alternative zur EU gebe“ (645).
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.25 | 2.62 | 2.312 | 4.1 | 2.22 | 2.61 | 2.2 | 2.4 | 3.5 | 2.63 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Michael Gehler / Imke Scharlemann (Hrsg.): Zwischen Diktatur und Demokratie. Hildesheim/Zürich/New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35764-zwischen-diktatur-und-demokratie_43371, veröffentlicht am 28.03.2013. Buch-Nr.: 43371 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken