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Susanne Maria Kilian

Japan und Deutschland – Zwischen Schuld und Verantwortung. Vergangenheitsbewältigung im Vergleich

Berlin: Lit 2012 (Heidelberger Studien zur internationalen Politik 12); VIII, 499 S.; brosch., 49,90 €; ISBN 978-3-643-11879-0
Diss. Heidelberg; Begutachtung: F. R. Pfetsch, S. K. Mitra. – Betrachtet man die Situation Deutschlands und Japans während und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, sind mehrere Gemeinsamkeiten offenkundig: Sowohl Japan als auch Deutschland haben sich enormer Kriegsverbrechen schuldig gemacht, beide Staaten wurden 1945 zu großen Teilen zerstört und von Alliierten besetzt, die jeweils umfangreiche Demokratisierungsmaßnahmen implementierten. Es liegt jedoch der Eindruck nahe, dass mit der Kriegsvergangenheit und ihrer Bewältigung sehr unterschiedlich umgegangen wurde. Susanne Maria Kilian möchte in ihrer Arbeit „für die zögerliche Haltung Japans eine Erklärung […] liefern und sie in einen unmittelbaren Vergleich zu Deutschland […] stellen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Perzeption des jeweiligen weltpolitischen Status im historischen Kontext und die Politische Kultur Japans und Deutschlands gelegt“ (4), weil letztere – so die Annahme der Autorin – einen Einfluss auf die Vergangenheitsbewältigung haben kann. Für ihre Analyse verknüpft Kilian die Ansätze der politischen Kultur mit denen der konstruktivistischen IB‑Theorie und kann dadurch die vom christlich‑europäischen Verständnis abweichende Einstellung Japans zu seiner Vergangenheit erklären. Beispielsweise gelingt es der Autorin darzulegen, dass der der japanischen Kultur inhärente Harmoniegedanke einer der Gründe dafür ist, „warum im heutigen Japan noch immer keine offene und schonungslose Diskussion über Vergangenheit, Schuld und Verantwortung in allen Bereichen der Gesellschaft geführt wird“. Es gelte „die gesellschaftliche Balance unter allen Umständen zu erhalten und gleichzeitig einem Gesichtsverlust vorzubeugen“ (351). Darüber hinaus sei Japan (auch) aufgrund seiner geografischen Lage nur marginal mit anderen als den eigenen Werten und Haltungen in Berührung gekommen, sodass die über Dekaden an der Macht befindlichen Konservativen unbehelligt von den Nachbarstaaten eine „teilweise revisionistische Politik“ (353) durchsetzen konnten.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.23 | 2.68 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Susanne Maria Kilian: Japan und Deutschland – Zwischen Schuld und Verantwortung. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35749-japan-und-deutschland--zwischen-schuld-und-verantwortung_43325, veröffentlicht am 28.03.2013. Buch-Nr.: 43325 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken