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Ulrich Tilgner

Die Logik der Waffen. Westliche Politik im Orient

Zürich: Orell Füssli Verlag AG 2012; 264 S.; brosch., 19,95 €; ISBN 978-3-280-05489-5
Verfolgt man das politische Geschehen im Mittleren Osten, dann stellt sich bisher nach jedem Hoffnungsschimmer doch wieder Enttäuschung ein. Eine solche resignative Sicht vertritt Ulrich Tilgner, der mit dem Buch das Scheitern westlicher Politik in dieser Region beschreibt. Diese Politik, die maßgeblich von den USA vorangetrieben werde, habe auch durch Barack Obama keinen grundlegenden Wechsel erfahren, sondern zeichne sich durch Kontinuitäten aus. Dazu gehöre, dass sie nach der „Logik der Waffen“ (10) erfolge, da die Politik der USA im Orient durch die Entwicklung der Militärtechnologie und durch das Scheitern des Militärs geprägt sei. Statt einer neuen politischen Ausrichtung hätten sich nur die Mittel der Politik geändert. Das Buch ist in zwei Hauptteile gegliedert. Zunächst wird über die Region Mittlerer Osten und Nordafrika berichtet. Ausführlich schildert Tilgner den Atomkonflikt mit dem Iran. Für ihn steht fest, dass die USA darauf abzielen, die islamische Ordnung zu stürzen und pro‑westliche Verhältnisse herzustellen. Dies bewiesen die umfassenden Sanktionsmaßnahmen. Auch deshalb zeige der Iran keinen Einigungswillen. Das Ende des Atomprogramms würde die grundsätzlichen Probleme mit den USA nicht beendeten. Der Autor fordert den Westen dazu auf, auf den Iran zuzugehen, da sonst ein neuer klassischer Krieg drohe, der die Golfregion insgesamt betreffen werde. Knapp geht Tilgner auch auf den Bürgerkrieg in Syrien und den Arabischen Frühling ein, bei dem er das mangelnde westliche Engagement beklagt. Der zweite Teil des Buches handelt von US‑Kriegen im Orient über einen Zeitraum von elf Jahren. Die Kriege in Afghanistan, im Iran und in Libyen werden als Sackgasse beschrieben. Tilgner beobachtet zudem Machtverschiebungen im Orient, wobei er die Position Saudi‑Arabiens und des Irans gestärkt sieht, während der Einfluss der USA schwinde. Dies bedeute zugleich eine erhöhte Bedrohung für Israel. Zuletzt geht der Autor noch auf neue Bedrohungen ein, die er in der militärischen Entwicklung sieht. Kritisch schätzt er vor allem den Einsatz von Drohnen ein, der zu einer Aushöhlung des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte führe, indem gezielte Tötungen in zu rechtsfrei erklärten Gebieten stattfinden. Tilgner fordert daher ein neues Regelwerk auf globaler Ebene. Hoffnung, dass die Probleme im Orient insgesamt gelöst werden könnten, sieht er jedoch nur, wenn Europa mehr Verantwortung übernimmt.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.25 | 4.22 | 3.6 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Ulrich Tilgner: Die Logik der Waffen. Zürich: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35691-die-logik-der-waffen_43099, veröffentlicht am 07.03.2013. Buch-Nr.: 43099 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken