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Włodzimierz Borodziej / Joachim von Puttkamer (Hrsg.)

Europa und sein Osten. Geschichtskulturelle Herausforderungen

München: Oldenbourg Verlag 2012 (Europas Osten im 20. Jahrhundert 1; Schriften des Imre Kertész Kollegs Jena); 168 S.; geb., 29,80 €; ISBN 978-3-486-71593-4
Das im Oktober 2010 begründete „Imre Kertész Kolleg Jena“ hat sich der Geschichte des östlichen Europas verschrieben. Der Untersuchungsrahmen wird genauer als die „Geschichte der Länder von Finnland und Estland bis Bulgarien, Griechenland und Mazedonien zwischen dem ausgehenden 19. und dem Beginn des 21. Jahrhunderts“ (1) definiert, wobei ein „vergleichende[r] oder auch synthetisierende[r] Rückblick“ (5) angestrebt wird. Der Band enthält die Beiträge der Eröffnungstagung im Juli 2011 sowie einen ergänzenden Aufsatz zum Namenspatron des Kollegs. Er bildet zugleich den Auftakt zur Schriftenreihe der Einrichtung. Thematisch widmete sich die Konferenz dem Forschungsschwerpunkt Geschichte und Öffentlichkeit, hier als „geschichtskulturelle Herausforderungen der Gegenwart“ (1) formuliert. Entsprechend kommen im Band Praktiker wie der polnische Publizist und ehemalige Dissident Adam Michnik sowie ausgewiesene Fachwissenschaftler zu Wort. Mehrere Untersuchungen sind der Ausstellungslandschaft zum Thema Geschichte und damit einer zentralen Frage im Zusammenspiel von Politik, Geschichtspolitik und Geschichtskultur gewidmet. Paweł Machcewicz stellt das in der Bauphase befindliche Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig vor: ein national finanziertes Projekt mit geplantem europäischen Zuschnitt, das für einige Debatten gerade in nationalkonservativen Kreisen gesorgt hat. Taja Vovk von Gaal und Constanze Itzel präsentieren mit dem Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel ein in mehrfacher Hinsicht ambitioniertes Vorhaben: „sachlich, da es die Geschichte des ganzen Kontinents in den Blick nehmen will, organisatorisch, weil es sich um eine Initiative des Europäischen Parlaments handelt“ (3). In den Blick genommen werden auch die flankierenden Akteure des Untersuchungsraumes: Deutschland und Russland. Die Herausgeber verdeutlichen die ambivalenten Wahrnehmungen der zwischen ihnen liegenden Staaten durch die beiden Großmächte. Die russische Historikerin Irina Scherbakowa zeigt anhand der Debatten über die Deutung Josef Stalins, was für ein stark umstrittenes Feld Geschichte darstellt.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 4.22 | 4.21 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Włodzimierz Borodziej / Joachim von Puttkamer (Hrsg.): Europa und sein Osten. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35655-europa-und-sein-osten_43041, veröffentlicht am 06.12.2012. Buch-Nr.: 43041 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken