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Eva Maltschnig

Warum Demokratie Parteien braucht

Wien: Czernin Verlag 2012; 127 S.; softc., 12,- €; ISBN 978-3-7076-0433-7
Die Titelfrage des Buches lässt sich wohl am besten mit dem Churchill zugeschriebenen Bonmot über die Wertigkeit von Demokratie – verglichen mit allen anderen Staatsformen – beantworten: Die Parteien haben viele Probleme, aber verglichen mit allen anderen Formen demokratischer Organisation sind sie das Effektivste und demokratischer Willensbildung Angemessenste, was wir haben. Die Autorin geht dieser Ausgangsfrage freilich auch eher implizit nach. Quasi dialektisch diskutiert sie die Schwächen der Parteien und weist zugleich in jedem Kapitel nach, warum sie gleichwohl im Grundsatz nicht zu ersetzen sind. Dies geschieht nicht in einer wissenschaftlich durchstrukturierten Weise; die Autorin ist „Parteiaktivistin“, wenn man das einmal so nennen darf, und richtet sich, auch wenn sie dies nicht explizit sagt, wohl an (potenzielle) Parteimitglieder wie – insbesondere – an Parteiführungen. Ihnen allen wird in engagierter Form nicht nur der Spiegel vorgehalten; vielmehr werden zugleich Verbesserungsvorschläge präsentiert. Dabei orientiert sich Eva Maltschnig an zentralen Schwächen der Parteien und befindet sich dabei in Übereinstimmung mit dem Mainstream der Parteienforschung. Es geht ihr um Fragen der mangelnden Partizipationsbereitschaft bzw. darum, dass diese von den Parteiführungen auch kaum erwünscht ist (Kapitel 3), ebenso wie um das Standardproblem von freiem Mandat und Fraktionsdisziplin (Kapitel 5). Immer wieder kommt sie zu dem Schluss: Noch sind die Parteien nicht verloren, im Gegenteil, wenn, so Maltschnig, auch die Parteien die Gesellschaft formen, sind sie „historischen Verschiebungen“ (39) keineswegs hilflos ausgeliefert und für ihr eigenes Glück wie Missgeschick selbst verantwortlich. Insofern ist es ein für die Bürger ebenso wie für die Parteien kritisches, aber zugleich auch aufmunterndes Werk, das nur an wenigen Stellen Schwächen aufweist, etwa wenn Maltschnig feststellt, in der Schweiz gebe es de facto „eine Opposition nicht“ (47), was natürlich Unsinn ist.
Sven Leunig (SVL)
Dr., Politologe, Akademischer Rat, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.svenleunig.de).
Rubrizierung: 2.22 | 2.4 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Sven Leunig, Rezension zu: Eva Maltschnig: Warum Demokratie Parteien braucht Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35633-warum-demokratie-parteien-braucht_43006, veröffentlicht am 28.02.2013. Buch-Nr.: 43006 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken