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Peter Nitschke

Formate der Globalisierung. Über die Gleichzeitigkeit des Ungleichen

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012 (Aktuelle Probleme moderner Gesellschaften 9); 227 S.; brosch., 27,80 €; ISBN 978-3-631-63671-8
Die theoretische Debatte über die Globalisierung habe, so der Autor, „aufgrund ihrer idealisierenden Komponenten und modellhaften Verkürzungen von Realität mit den Erscheinungsformen und Effekten in der globalen Existenzform von Staaten, Gesellschaften und Menschen als Bürgern wenig zu tun“ (9). Theoretische Modelle neigten – insbesondere mit Blick auf ein derart komplexes und differenziertes Phänomen wie die Globalisierung – in der Regel dazu, Beobachtungen und Fakten, die ihrer inneren Logik widersprechen, zu ignorieren. Das aber würde das Verständnis dessen, was Globalisierung wirklich ist, wie sie sich im alltäglichen Leben der Menschen zeigt, massiv erschweren, wenn nicht gar komplett verzerren. In 14 Aufsätzen stellt Nitschke dem theoretischen Mainstream deshalb eine empirische Beobachtung von „Formaten der Globalisierung“ gegenüber. Damit hinterfragt er dominierende normative Leitsätze und misst sie an konkret beobachtbaren sozialen Prozessen, erhebt aber nicht den Anspruch, eine in sich abgeschlossene alternative Theorie aufzustellen. Die einzelnen Aufsätze, die sich mit Themen wie ökonomischer Vernetzung, Entgrenzung von Staatlichkeit, Armut und Reichtum, Migrationsströmen, Terrorismus und neuen Kriegen oder auch klimatischen Entwicklungen und den politischen Reaktionen auf sie beschäftigen, lesen sich dabei durchaus auch als Einführung in Geschichte und Dimensionen der Globalisierung – wenn auch recht selektiv. Als ergänzende Lektüre für Studierende wie Lehrende ist das Buch in jedem Fall geeignet, nicht nur deshalb, weil Nitschke durch die Gegenüberstellung unterschiedlicher politischer und Lebensrealitäten – etwa zwischen verschiedenen Regionen der Welt – Diskussionsstoff und Denkanstöße schafft. Insbesondere wird anhand der gut lesbaren Erzählungen und Fakten deutlich, dass die Globalisierung entgegen oftmals anzutreffender Postulate keine abstrakte, nicht steuerbare Naturgewalt darstellt, deren Logik Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hilflos ausgeliefert sind. So mögen beispielsweise Armut und Reichtum wie individuelle Schicksale wirken – „faktisch [sind sie] aber stets ein Ergebnis bestimmter strukturpolitischer Rahmenentscheidungen (oder auch deren Unterlassung)“ (78).
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 4.4 | 2.2 | 4.41 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Peter Nitschke: Formate der Globalisierung. Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35606-formate-der-globalisierung_42964, veröffentlicht am 13.06.2013. Buch-Nr.: 42964 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken