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Lars Gerhold / Jochen Schiller (Hrsg.)

Perspektiven der Sicherheitsforschung. Beiträge aus dem Forschungsforum Öffentliche Sicherheit

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012; 244 S.; geb., 39,80 €; ISBN 978-3-631-61113-5
Spätestens seit dem 11. September 2001 ist das Sicherheitsthema so omnipräsent, dass es auch die Wissenschaft beschäftigt. Das 2009 gegründete Forschungsforum Öffentliche Sicherheit hat sich das Ziel gesetzt, Untersuchungsansätze aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zusammenzuführen, um so der Komplexität und Heterogenität des Themas gerecht zu werden. In einem als Einleitung zu verstehenden Beitrag weisen Lars Gerhold, Marie‑Luise Beck und Jochen Schiller darauf hin, dass Sicherheit kein vollständig erreichbares Ziel ist, sondern ein Mehr an Sicherheit mit einem monetären und moralischen Preis einhergeht. Deshalb müsse das Verhältnis von Sicherheit und Unsicherheit abgewogen werden, wobei zwischen quasiobjektiven Bedrohungen – wie Naturereignissen oder Kriminalität und Krieg – und der subjektiven Wahrnehmung von Unsicherheit in der Bevölkerung – bei der dann Faktoren wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit berücksichtigt werden müssten – zu unterscheiden sei. Wolf R. Dombrowsky greift in einem Beitrag des ersten Teils, in dem die Sicherheitsthematik aus geistes‑ und sozialwissenschaftlicher Sicht beleuchtet wird, dieses Definitionsproblem auf. Er stellt die These auf, dass Sicherheit nicht allgemeingültig definiert werden kann, weshalb es ein „Wicked Problem“ (28) sei. Aus der Definitionsunklarheit ergebe sich auch eine Unsicherheit darüber, welche Problemlösungsstrategien angewendet werden sollten. Diese Unentscheidbarkeitsproblematik lasse sich nur lösen, wenn man Politik als „Management unlösbarer Probleme“ (29) verstehe. Dies bedeute, dass akzeptable Verfahren zu finden seien, in denen die Beteiligten die unentscheidbaren Probleme in eine lösungsfähige Situation transformierten, auch wenn die Probleme damit nicht vollständig aus der Welt zu schaffen seien. Regina Ammicht‑Quinn konzentriert sich auf die Rolle der Ethik im Sicherheitsfeld. Deren Grundaufgabe in Form einer Orientierungsleistung werde wiederum durch die Unklarheiten hinsichtlich des Ausgangspunktes und des Zieles erschwert. Die Ethik der Sicherheit gelte es daher aus der Perspektive einer politischen Ethik zu betreiben, die die Zielkonflikte zwischen Sicherheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Privatheit berücksichtigen müsse. Weitere Artikel beleuchten u. a. noch die wichtige Rolle der Medien innerhalb der Sicherheitsthematik, bevor dann im zweiten Teil fünf Beiträge aus einer technik‑ und naturwissenschaftlichen Perspektive diesen interdisziplinären Überblick über die Sicherheitsforschung abrunden.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Lars Gerhold / Jochen Schiller (Hrsg.): Perspektiven der Sicherheitsforschung. Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35605-perspektiven-der-sicherheitsforschung_42963, veröffentlicht am 13.02.2013. Buch-Nr.: 42963 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken