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René Sebastian Bauer

Europa. Wurzeln und Wege

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012; 124 S.; brosch., 24,- €; ISBN 978-3-8329-7559-3
Passend zur Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union 2012 liefert Bauer einen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte Europas – von der Antike bis zur heutigen Europäischen Union (wenngleich auch ohne eine Thematisierung der politischen Potenziale der gegenwärtigen europäischen Variante der Weltwirtschaftskrise). Mit der erkenntnisleitenden Frage „Was ist Europa?“ (7) eröffnet Bauer einen Parforceritt durch die Geschichte des Kontinents und liefert dabei – wie auf 113 Seiten nicht anders zu erwarten – eher eine Überblicks- als eine Detailstudie. Da hat dann Griechenland (das antike, nicht das verschuldete) genauso einen Platz wie Rom, dessen Untergang und das ganze Mittelalter – ganz zu schweigen von zwei Weltkriegen. Nachdem schon nicht ganz klar ist, ob es sich primär um eine Militär-, Gesellschafts- oder Kulturgeschichte handelt und weil auch die vom Autor mitunter bemühten Wikipedia-Quellen nicht so recht weiterhelfen, bietet es sich an, derlei gleich zu übergehen und den nun konzedierten Wertewandel in den Blick zu nehmen – irgendwo zwischen Französischer Revolution und dem Vorabend des Deutsch-Französischen Krieges angesiedelt. Die europäische Vereinigung ist – so lernen wir – nichts anderes als das Abarbeiten der Fehler, die zwischen 1866 und 1945 gemacht worden seien – von Deutschland, von Frankreich, von Großbritannien, Russland und dem Osten. Der Rest der Welt spielt (mal wieder) keine Rolle und um Politiker, um Menschen gar, geht es in dieser entsubjektivierten Darstellung sowieso nicht. Bauer schließt mit dem wohl als Aufrüttler gedachten Sinnspruch: „Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an!“ (113) – das hätte das Lektorat des Verlages nach Sichtung des Manuskripts nicht besser formulieren können. Als Einstieg ist der Band weder für eine wissenschaftliche noch für eine populärwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema guten Gewissens zu empfehlen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.61 | 1.1 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: René Sebastian Bauer: Europa. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35587-europa_42942, veröffentlicht am 24.01.2013. Buch-Nr.: 42942 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken