Die politikwissenschaftliche Populismusforschung konzentriert sich vor allem auf europäische Parteien, wobei der Rechtspopulismus im Vordergrund steht. Die Soziologin Priester hingegen weitet den Blick auf Regime und soziale Bewegungen weltweit, die unterschiedliche ideologische Merkmale aufweisen, aber allesamt eine Anti-Establishment-Politik vertreten beziehungsweise sich gegen „die da oben“ richten. Diese dünne Ideologie lässt sich der Autorin zufolge mit unterschiedlichen Großideologien verknüpfen. So finden sich im Buch Analysen zum Chavismus in Venezuela, der Tea Party-Bewegung in den USA, zum Linkspopulismus sowie zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Populismus und Faschismus. Bei Letzterem werden insbesondere die Beispiele Deutschland und Italien intensiv diskutiert. Priester arbeitet vor allem die sozialstrukturellen Ursachen heraus. Demnach verwehrte eine soziale Schließung den jungen Menschen einen beruflichen Aufstieg. Die daraus genährte anti-elitäre Protestbewegung wurde im Faschismus kanalisiert und hinter einem charismatischen Führer versammelt. Wenn der Faschismus jedoch an die Macht gelangt und sich institutionalisiert, gerät er in einen Widerspruch zum Populismus. Trotz dieser Fallbeispiele handelt es sich weniger um eine empirische Studie, sondern eher um ein luzides Großessay, bei dem unter anderem zwei bereits publizierte Aufsätze in überarbeiteter Form eigenständige Kapitel bilden. Die Autorin argumentiert differenziert und auf der Basis einer enormen Kenntnis über weltweite politische Entwicklungen. Dass manche These oder Schlussfolgerung zum Widerspruch provoziert, ist durchaus eine Stärke des Buches, denn es regt zur geistigen Auseinandersetzung mit dem Populismus an.