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Giovanni Tizian

Mafia AG. Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien. Aus dem Italienischen von Alex Knaak

Berlin: Rotbuch Verlag 2012; 414 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-86789-166-0
„Südlich wie nördlich der Alpen wird der Expansionsdrang der 'Ndrangheta unterschätzt“, stellt Giovanni Tizian fest. „Man zeigt sich gleichgültig gegenüber den eindeutigen Indizien, die auf eine bereits etablierte Präsenz der Mafia hindeuten“ (18). Der Journalist und Anti-Mafia-Aktivist stellt deshalb die aktuellen Entwicklungen der italienischen Mafia dar und damit die Zunahme ihrer Aktivitäten außerhalb des süditalienischen Raums. Detailliert untersucht er die verschiedenen Stufen und Betätigungsfelder der Organisationen Camorra, Cosa Nostra und ‘Ndrangheta. Sie haben nach Tizians Recherchen die Gebiete in Norditalien und darüber hinaus sämtliche europäische Zentren erobert, begleitet von internen Machtkämpfen. „Es galt, den Feind zu vernichten und auf diese Weise Städte wie San Luca, Bovalino, Rom, Duisburg, Erfurt, Lissabon und Valencia zu erobern“ (10). Tizian erläutert die verschiedenen Geschäftszweige der „Mafia AG“. Dabei zeigt sich nicht nur, wie tief sie in Drogengeschäfte und Schutzgelderpressungen verstrickt ist. Sie kassiert auch in genuin legalen Bereichen wie dem Gesundheitswesen, dem Hoch- und Tiefbau und in der Vergnügungsindustrie ab. Detailliert werden auch die Kontakte und Seilschaften dokumentiert, die den immensen jährlichen Umsatz von 135 Milliarden Euro erst möglich machen. Tizian rundet seine ausführliche Darstellung mit einer Auflistung der beschlagnahmten Mafia-Besitztümer, dazu gehören vor allem Immobilien und Firmen, und einer Darstellung des Aufnahmerituals für die Zulassung zu einem Camorra-Clan ab. Unzählige Einschüchterungsversuche hindern aber andererseits viele Aktivisten nicht daran, auch daran erinnert dieses Buch, sich gegen das mafiöse System zu stellen. Zu ihnen gehört auch die Staatsanwältin Anna Canepa, die in der nationalen Anti-Mafia-Direktion arbeitet und einen möglichen Ausweg aufzeigt: „‚Der Weg kann nur einer sein: Die Aktivitäten der Staatsanwaltschaften durch die Arbeit einer Zivilgesellschaft zu unterstützen, die sich wachsam, verantwortungsbewusst zeigt und als aktiver Part der Konstruktion einer alternativen Gemeinschaft zu den Mafien versteht.‘“ (387)
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.61 | 2.25 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Giovanni Tizian: Mafia AG. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35527-mafia-ag_42856, veröffentlicht am 22.11.2012. Buch-Nr.: 42856 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken